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Schleswig-Holstein setzt mit der Pflegekammer die richtigen Zeichen für die Berufsgruppe der Pflegefachpersonen. „Das ist ein großartiger und wegweisender Schritt für die Selbstbestimmung der professionell Pflegenden“, freut sich Franz Wagner, Vize-Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR).

„Damit endet auch in Schleswig-Holstein die Fremdbestimmung über die Interessen der Pflegefachpersonen“, macht Wagner deutlich: „Nur eine starke Pflegekammer kann die Interessen der Pflegefachpersonen tatsächlich vertreten. Diese müssen das Recht haben, in vollem Umfang die pflegerischen Herausforderungen der Zukunft und ihre darin liegende eigene große Verantwortung selbst mitzubestimmen“.

Zuversichtlich zeigt sich Wagner, dass die bisherigen Skeptiker einer Pflegekammer mittelfristig vom Erfolg einer Kammer überzeugt werden können. „Die Pflegekammern werden entscheidende Hebel dafür sein, wenn es um die Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege und um mehr Wertschätzung für die professionell Pflegenden geht“, ist sich Wagner sicher.

Pflegering ist Mogelpackung

Scharfe Kritik übt dagegen Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, am bayerischen Kabinettsbeschluss zu einem so genannten „Pflegering“: „Eine auf Freiwilligkeit basierende Interessensgemeinschaft, wie dies das bayerische Kabinett vorhat, kann der Pflege keine starke Stimme geben. Denn ein solches Konstrukt kann nicht in dem Maße für die Pflegefachpersonen eintreten, wie es Aufgabe und zugleich Verpflichtung einer Pflegekammer ist. Ihr Mehrwert ist daher fraglich“.

Westerfellhaus weiter: „Nur eine starke Pflegekammer auf Augenhöhe mit den übrigen verkammerten Gesundheitsberufen kann die Interessen und Rechte der Pflegefachpersonen tatsächlich vertreten. Diese müssen das Recht haben, im vollen Umfang die pflegerischen Herausforderungen der Zukunft und ihre darin liegende eigene große Verantwortung selbst mitzubestimmen. Einem Pflegering fehlt hierfür die Durchschlagskraft“.

Keine Second-best-Lösungen

Mit ihrer jetzigen Haltung missachte und ignoriere die bayerische Landesregierung das eindeutige Votum jeder zweiten Pflegekraft für eine bayerische Pflegekammer, macht der DPR-Präsident weiter deutlich. Das spreche gegen das viel beschworene Prinzip der Wertschätzung für die Pflegeberufe. „Es ist ein Schlag in das Gesicht derer, die seit vielen Jahren für die Aufwertung der Berufe in der Pflege eintreten. Eine gute Pflegepolitik sieht anders aus.“

„Der geplante Pflegering ist eine Mogelpackung. Er ist Beweis für Konzeptlosigkeit und kommt einem Kniefall vor den Gegnern einer Pflegekammer gleich“, kritisiert Westerfellhaus: „Die Pflegefachpersonen wollen keine Second-best-Lösungen. Sie wollen eine starke Pflegekammer, mit der tatsächlich gewährleistet ist, dass ihre Interessen wahrgenommen werden und sie nicht nur Mitläufer sind. Die Pflegekammer muss erste Option bleiben.“