Sehr geehrte Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie, sehr verehrte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen,

mit Ablauf unserer diesjährigen Jahrestagung in Wiesbaden durfte ich das Ehrenamt des Präsidenten unserer Fachgesellschaft übernehmen und möchte mich zunächst bei allen Mitgliedern für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

Besonderer Dank gebührt Herrn Kollegen Prof. Dr. Jörg Lisson und dem bisherigen Vorstand für den großen Einsatz in einer turbulenten vergangenen Amtsperiode.

So führten der tendenziöse und einseitige Bericht des Bundesrechnungshofes und das konsekutive IGES-Gutachten zu populistischen Pressemitteilungen mit dem Ziel, an den Grundfesten und damit an der Kernkompetenz der Kieferorthopädie bei der Prävention und Therapie von oralen Dysfunktionen, Zahnfehlstellungen und Kieferanomalien zu rütteln und den Langzeitnutzen unserer Arbeit infrage zu stellen.

Die weitsichtige und beherzte Entscheidung des damaligen Vorstandes und der Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO), sich in die sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS VI) mit einem kieferorthopädischen Modul zu integrieren, zeigt bereits jetzt positive Ergebnisse, und schafft die Grundlage, kieferorthopädische Fragestellungen auch in der zukünftig geplanten DMS VII im 10-Jahres-Zeitraum longitudinal zu untersuchen.

Flankierend dazu darf die Erstellung der ersten kieferorthopädischen S3-Leitlinie unter Federführung der DGKFO und unter einem immensen ehrenamtlichen Arbeitsaufwand aller Beteiligten, insbesondere der beiden Koordinatoren Prof. Dr. Christopher Lux und PD Dr. Dr. Christian Kirschneck, als großer Erfolg betrachtet werden. Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass wir bezüglich der Leitlinienarbeit noch viele Bereiche der kieferorthopädischen Diagnostik und Therapie zu bearbeiten haben, um im (zahn-)medizinischen Fächerkanon auf Augenhöhe mit den anderen Disziplinen zu sein.

Eine zukünftige, dauerhafte und effiziente Leitlinienarbeit bedarf neben den fachlichen Fähigkeiten einer professionellen Struktur und Ressourcenbündelung, die es zu entwickeln und auszubauen gilt. Die wissenschaftliche Weiterentwicklung unseres Faches sowie die evidenzbasierte Absicherung diagnostischer und therapeutischer Verfahren in der Kieferorthopädie erfordern zukünftig die gezielte Initiation und finanzielle Förderung sorgfältig konzipierter klinischer Studien, meist im Rahmen multizentrischer Studien mit vielen engagierten Akteuren. Forschung und Entwicklung im Fach Kieferorthopädie werden insbesondere von jungen, engagierten Nachwuchswissenschaftler/-innen getragen, die es unter Aufzeigen von Perspektiven zu motivieren und zu fördern gilt.

Realistisch betrachtet ist die Machbarkeit vieler Dinge trotz Idealismus durch ökonomische Rahmenbedingungen bestimmt, und ich möchte diesbezüglich den Kollegen Prof. Dr. Philipp Meyer-Marcotty und Prof. Dr. Dr. Bernd Lapatki danken, die mit großem persönlichen Einsatz unsere letzte Jahrestagung in Wiesbaden trotz der ständigen unwägbaren finanziellen Risiken des Pandemiegeschehens erfolgreich gestaltet und organisiert haben.

Mit der Bereitschaft der Mitglieder der DGKFO, auch neue Wege zu gehen, sehe ich trotz zum Teil schwieriger äußerer Rahmenbedingungen optimistisch in die Zukunft und wünsche Ihnen bei der Lektüre unserer aktuellen Ausgabe der Fortschritte der Kieferorthopädie viel Freude.

Mit kollegialen Grüßen

Ihr

Peter Proff

Präsident der DGKFO