Sehr geehrte Mitglieder der DGKFO,

sehr geehrte Leserinnen und Leser,

der 26. März 2021 war – wie so viele Tage davor – bestimmt von Worten wie Inzidenzwert, Schnelltests und Lockdown. Fast schon heimlich und nahezu unbemerkt ging etwas Besonderes an diesem Tag in Saarbrücken zu Ende, was seit Anfang Januar unter der Arbeitsbezeichnung „Deutschland auf den Zahn gefühlt“ Woche für Woche den Alltag eines kleinen, aber feinen Testteams in ganz Deutschland bestimmt hat.

Die kieferorthopädische und zahnärztliche Datenerhebung der sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS VI) wurde am 26. März 2021 exakt um 20.00 Uhr mehr als erfolgreich abgeschlossen: mehr als 700 zufällig ausgewählte Probanden erschienen zur kieferorthopädischen Untersuchung und Datenakquise. Das waren mehr als geplant und auch mehr als nötig, aber bei epidemiologischen Studien sind mehr Daten niemals zu beanstanden.

Die DMS VI und hier besonders das kieferorthopädische Modul, das durch die Bemühungen der Mitglieder der DGKFO (Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie) realisiert werden konnte, wird Daten zur Häufigkeit kieferorthopädischer Krankheitsbilder bei Kindern im Alter von 8–9 Jahren liefern, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Die erneute Untersuchung derselben Probandengruppe ist in 10 Jahren im Rahmen der DMS VII geplant und wird Erkenntnisse liefern, deren Aussagekraft höher sein wird als in bisherigen Untersuchungen. Es ist zu erwarten, dass Überraschendes herauskommt.

Am letzten Untersuchungstag war ich zusammen mit dem Leiter des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) vor Ort und wurde Zeuge mehrerer Datenerhebungen. Es war erstaunlich zu erkennen, dass jeder von mir im Rahmen meines Besuches gesehene Proband zum Teil erheblichen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf aufwies, dies sowohl absolut als auch nach den geltenden Regeln des SGB V (Sozialgesetzbuch, KIG [kieferorthopädische Indikationsgruppen]). Mir wurde auf Nachfrage bestätigt, dass dies ein Trend sei, der auch in allen vorangegangenen Wochen überall in Deutschland zu beobachten gewesen sei. Natürlich ist ein einmaliger Eindruck niemals repräsentativ, aber dieser spezielle Eindruck erhöht die Spannung beim Warten auf die Ergebnisse. Die erhobenen Datensätze werden bis Mitte 2021 ausgewertet sein, erste Resultate sind mit etwas Glück bei der Jahrestagung in Wiesbaden zu hören.

An dieser Stelle danke ich nochmals den Mitgliedern der DGKFO für ihr finanzielles Engagement bei der Unterstützung der DMS VI. Ihr Einsatz wird sich für die Fachgesellschaft und somit das Fach auszahlen. Mein besonderer Dank gilt all denen, deren weit überdurchschnittlicher Einsatz für die Ausarbeitung des Untersuchungsprogramms und die Vermittlung kieferorthopädischer Sachverhalte bei den Testteams die Realisierung des kieferorthopädischen Moduls ermöglicht haben. Stellvertretend kann hier der Einsatz von Herrn PD Dr. Dr. Kirschneck sowie Herrn Prof. Dr. Jordan nicht hoch genug gewürdigt werden.

Nun aber blättern Sie bitte weiter und widmen sich der vorliegenden Ausgabe des Journal of Orofacial Orthopedics/Fortschritte der Kieferorthopädie mit aktuellen kieferorthopädischen Forschungsergebnissen und seien Sie gespannt, was da noch kommen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Jörg Lisson

Präsident der DGKFO