Mit knapp 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das kolorektale Karzinom (KRK) hierzulande bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Durch Früherkennung und verbesserte kurative Therapieansätze in allen Stadien sind die Darmkrebsinzidenz und die Darmkrebsmortalität seit dem Jahr 2000 in Deutschland deutlich zurückgegangen. Die 5‑Jahres-Überlebensrate über alle Stadien liegt derzeit bei 64 %. Bei ungefähr zwei Dritteln aller KRK handelt es sich um ein Kolonkarzinom.

Die operative Therapie ist nach wie vor das wichtigste Verfahren bei der Behandlung des Kolonkarzinoms. Eine vollständige und systematische Tumorentfernung ist dabei die Voraussetzung für einen kurativen Ansatz und neben dem Tumorstadium entscheidend für die Prognose. Dies gilt sowohl für die operative Primärtherapie in der nichtmetastasierten Situation als auch für die Behandlung von Rezidiven und von synchron metastasierten Befunden.

Die operative Therapie ist das wichtigste Verfahren bei der Behandlung des Kolonkarzinoms

Die Erstellung kurativer Therapieansätze bei der Behandlung der gesamten Bandbreite des Kolonkarzinoms erfordert nicht nur ein hohes Maß an chirurgisch-onkologischer Expertise, sondern auch eine optimale interdisziplinäre Abstimmung, um der individuellen Tumorausdehnung bzw. -situation gerecht werden zu können. Die Tumorausdehnung ist entscheidend für die Therapieplanung. Bis zu 80 % aller KRK sind zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nicht metastasiert. In diesen Stadien erfolgt die chirurgische Entfernung des tumortragenden Kolonabschnitts mit systematischer Lymphadenektomie als CME („complete mesocolic excision“) in offener oder minimal-invasiver Technik. C. Holmer aus Berlin gibt einen aktuellen Überblick über die operative Technik und Evidenz für die CME und stellt die derzeitige Datenlage ausführlich und kritisch dar.

Eine besondere Herausforderung stellt das organüberschreitende Wachstum dar. Nicht selten besteht durch die Beteiligung anderer Organsysteme oder akute tumorbedingte Komplikationen eine kritische Konstellation, die in kurativer Intention neben multiviszeralen Resektionen auch interdisziplinäre Versorgungen erforderlich macht. M. Ristig et al. aus Schwerin beschreiben in ihrem Beitrag das situationsabhängige Vorgehen in der Elektiv- und Notfallsituation bei T4-Kolonkarzinomen.

Im Gegensatz zur extensiveren Resektion durch die Technik der CME und durch multiviszerale Resektionen in der T4-Situation können frühe Kolonkarzinome (Low-risk-T1-Kolonkarzinome) durch endoskopische Techniken mit vergleichsweise deutlich geringerer Invasivität in kurativer Intention therapiert werden. Entwicklungen in der endoskopischen Technik ermöglichen neben einer immer früheren und valideren Detektion von kleinen Karzinomvorstufen eine endoskopische Resektion von größeren Adenomen und Frühkarzinomen. C. Fleischmann und Mitautoren aus Augsburg stellen die aktuellen technischen Resektionsmöglichkeiten dar und beleuchten kritisch Indikationen und Grenzen bei der endoskopischen Therapie der vergleichsweise seltenen T1-Kolonkarzinome.

Ungefähr 20 % aller Kolonkarzinome sind bei Diagnosestellung bereits fernmetastasiert. Bei knapp einem Viertel dieser PatientInnen liegt eine sogenannte limitierte Metastasierung hepatisch/pulmonal mit einem kurativen Potenzial vor. E. Rasbach et al. aus Mannheim erörtern, in welcher Konstellation durch konsequente Metastasenchirurgie und multimodale Therapiekonzepte im Stadium IV ein potenziell kurativer Therapieansatz besteht.

Durch die Implementierung der schichtgerechten Präparation und des CME-Konzepts stellt das Lokalrezidiv eine im Vergleich zur metachronen Metastasierung seltenere, jedoch nicht minder anspruchsvolle Situation für einen kurativen Therapieansatz dar. C. Handtrack et al. aus Erlangen beschreiben in ihrem Artikel Ursachen und Manifestationsformen des Rezidivs und dessen Behandlungsstrategien.

Die dargestellten Themen bieten den LeserInnen einen aktuellen und umfassenden Überblick über die kurativen Therapieansätze bei der Behandlung der unterschiedlichen Stadien und Ausprägungsgrade des Kolonkarzinoms, die von koloskopischen Interventionen über minimal-invasive Verfahren bis hin zu komplexen multiviszeralen Resektionen reichen.