In dieser Ausgabe der coloproctology finden sich einige Übersichtsarbeiten zum Leitthema „Beckenbodeninsuffizienz“. Die vier Publikationen zeigen exemplarisch, welches Spektrum die Problematik der Beckenbodeninsuffizienz abdeckt. Wie kein anderer bringt Antonio Longo dies auf den Punkt, der feststellt, dass es den Beckenboden per se nicht gibt, sondern es sich um ein „komplexes Geflecht aus Muskeln und Sehnenzügen“ handelt.

In diesem Zusammenhang hat Dr. Kowallik aus Köln die Aufgabe übernommen, die Diagnostik darzustellen. Seine Arbeit gibt einen Hinweis darauf, welche diagnostischen Möglichkeiten, insbesondere unter Einbeziehung der Sonographie und Endosonographie bereits in der Praxis verfügbar sind. In eindrucksvollen Abbildungen wird demonstriert, dass die sonographische Diagnostik wichtige Pathologien des Beckenbodens sehr detailliert abbilden kann.

In der Publikation zur chirurgischen Behandlung der funktionellen Störungen im Bereich des distalen Rektums gibt Privatdozentin Dr. Kim eine umfassende und sehr differenzierte Übersicht der Operationsmethoden. In der sehr sorgfältigen Analyse zeigt die Autorin Vor- und Nachteile der abdominellen und transanalen Behandlungsmethoden auf und kommt in ihrem Fazit zu der Einschätzung, dass beide operativen Zugangswege hinsichtlich ihrer funktionellen Ergebnisse und Komplikationen Bestand haben.

Verdienstvollerweise hat sich Dr. Aumann aus Mindelheim der Mühe unterzogen, die Entwicklung und Perspektiven der transanalen Operationsverfahren in engem Kontakt mit Antonio Longo aufzuarbeiten. In der Arbeit wird deutlich, welche Entwicklung die transanalen Operationsverfahren in den letzten Jahrzehnten genommen haben. Dabei werden die Möglichkeiten der transanalen Operationsverfahren und die Langzeitergebnisse durchaus kritisch bewertet. Als abschließende Bemerkung geben die Autoren einen Hinweis darauf, dass die Behandlung der Beckenbodeninsuffizienz nur in Zusammenarbeit mit den gynäkologisch tätigen Beckenbodenspezialisten erfolgreich sein kann.

Hieran schließt sich nahtlos die Publikation von PD Dr. Jürgens aus Hamburg an. Die Arbeit zur Thematik der Beckenbodeninsuffizienz fokussiert neben der kritischen Bewertung von alloplastischem Material vor allem auf die Auswirkungen der Beckenbodeninsuffizienz auf die Sexualität bei Frauen. Es ist das Verdienst der Autoren, diesen wichtigen Aspekt, der dem Proktologen typischerweise nicht so präsent ist, hier in der Klarheit zu zeigen und die Bedeutung für Patienten zu betonen.