Tumoren im Bereich des Enddarms können häufig sehr gut mittels Radiotherapie behandelt werden, da sich im Becken nur wenige strahlensensible Organe befinden und insbesondere der Dünndarm durch Lagerungsmaßnahmen in der Regel aus dem Strahlenfeld herausgebracht werden kann. Somit bietet sich diese Behandlung im Becken für viele Indikationen an. Insofern liegt hier eine vergleichbare Situation wie in der Gynäkologie vor, in der ebenfalls zahlreiche Tumoren strahlentherapeutisch versorgt werden können.

Bei Tumoren im Analbereich handelt es sich häufig um Plattenepithelkarzinome

Darüber hinaus handelt es sich bei Tumoren im Analbereich häufig um Plattenepithelkarzinome, die bekanntlich sehr gut auf eine Radiotherapie ansprechen (in der Regel noch deutlich besser als Adenokarzinome), sodass sich für Plattenepithelkarzinome, namentlich das Analkarzinom, häufig eine kurative Therapieoption ergibt.

Vor diesem Hintergrund wurde für die Zeitschrift coloproctology diese Beitragsserie zusammengestellt, welche das Thema „Strahlentherapie im kleinen Becken für Enddarmtumoren“ systematisch darstellt. Dr. Horst Loch, ein den Fachkollegen bekannter, äußerst erfahrener Proktologe, der zahlreiche Patienten mit Analkarzinom gesehen, erstdiagnostiziert, behandelt und anschließend nachgesorgt hat, wird über diese Entität in seinem Beitrag „Das Analkarzinom – wann operieren, wann bestrahlen“ berichten. Er ist diesbezüglich besonders ausgewiesen, nicht zuletzt, weil er auch maßgeblich an der Leitlinienerstellung mitwirkte. Für die Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom, die für viele Stadien bei der multimodalen Therapie des Rektumkarzinoms den Standard darstellt, erstellte Herr PD Dr. Christoph Holmer, einen Übersichtsbeitrag.

Richtig spezifisch strahlentherapeutisch wird es dann in dem Artikel von Dr. A. Madlung, der als Strahlentherapeut nicht nur über die Standards, sondern insbesondere auch über moderne Techniken der Strahlentherapie des Analkarzinoms schreibt und neben der Therapie des Rektumkarzinoms auch das Rektumkarzinomrezidiv sowie die strahlentherapeutischen Optionen hierfür bespricht. Vielen ist die Regel im Sinn, dass ein einmal bestrahltes Becken nicht noch einmal einer Strahlentherapie zugeführt werden kann. Dies trifft für viele Rezidivsituationen nicht zu, wie neuere Therapieansätze zeigten. Auch hierzu werden Sie in diesem Artikel ausführlich informiert.

Jede wirksame Therapie hat Nebenwirkungen

Jede wirksame Therapie hat Nebenwirkungen, dies gilt nicht nur für die Operation, sondern auch für die Strahlentherapie. Entsprechend müssen wir uns häufig mit diesen funktionellen Störungen nach Strahlentherapie am Enddarm befassen. PD Dr. Jörn Gröne wird hierzu eine Übersicht geben wie mit dieser oftmals schwierigen Situation und mit den sehr belastenden Folgen für die Lebensqualität umgegangen werden kann.

Als Herausgeber dieser Artikelserie war es mir eine große Freude, diese Arbeiten zu konzipieren und die Autoren zu betreuen. Es ist eine exzellente Übersicht über die Strahlentherapie bei Enddarmtumoren entstanden, bei deren Lektüre ich Ihnen neben vielen neuen Erkenntnissen auch eine gute Unterhaltung wünsche.

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Prof. Dr. Martin E. Kreis