Kasuistik
Eine 47-jährige Patientin berichtet dem Hausarzt über Stuhlentleerungsbeschwerden. Sie klagt über Verstopfung mit unklarem Druckgefühl am Damm und gelegentlichen Blutungen. Bei der Defäkation muss sie massiv pressen, um eine nahezu komplette Entleerung zu erreichen. Um den Stuhl komplett zu entleeren, unterstützt sie die Entleerung digital über die Scheide. Nach der Defäkation kommt es dann im weiteren Verlauf gelegentlich noch zu unkontrolliertem Stuhlverlust. Sie hat zwei Kinder, normale Spontangeburten, keine abdominellen Voroperationen.
Im Rahmen der weiteren Abklärung bei einem Gastroenterologen werden eine rektal-digitale Untersuchung, Prokto-/Rektoskopie und eine Koloskopie durchgeführt. Hierbei ergeben sich keine pathologischen Befunde. Die weitere Abklärung beinhaltet eine Kolontransitzeitbestimmung und eine Videodefäkographie. Es ergibt sich eine normale Kolonpassagezeit von 74 h. Die Defäkographie zeigt eine ausgeprägte Rektozele mit inkompletter Entleerung und Kontrastmittelretention, mäßige Intussuszeption und eine geringgradige Zystozele. Keine Enterozele.
Der Patientin wird zunächst ein strenges konservatives Behandlungsschema vorgeschlagen: ballaststoffreiche Ernährung mit Zugabe von Flohsamenschalen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Biofeedbacktraining zur Verbesserung und Sensibilisierung des Beckenbodens, gleichzeitiges Toilettentraining unter Vermeidung von Pressattacken, Unterstützung der Entleerung mit dreimal wöchentlicher Gabe von Mikroklist. Die Patientin führt ein Stuhlprotokoll mit Dokumentation von Stuhlentleerungsproblematik, Stuhlverlust und subjektivem Empfinden (Druckgefühl, Blutung). Nach einem Zeitraum von 6 Monaten Abschluss- und Erfolgskontrolle. Bei Befundverbesserung Fortführung der genannten Maßnahmen. Bei Verschlechterung oder Sistieren der Beschwerden operatives Verfahren nach Sullivan & Leaverton oder STARR-Operation.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Ruppert, R. Diagnostik und Therapie der Rektozele. Coloproctol 27, 243–252 (2005). https://doi.org/10.1007/s00053-005-5183-7
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00053-005-5183-7