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Fortbildung Coloproctology

Obstipation—Wie helfe ich dem Patienten?

  • Praxis
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coloproctology Aims and scope

Kasuistik

Eine 73-jährige Patientin stellt sich wiederholt mit kolikartigen abdominellen Schmerzen in der Praxis vor. Die Lokalisation der Schmerzen sei sehr wechselnd. Zusätzlich berichtet die Patientin über eine erhebliche Blähungsneigung und zeitweise Umfangszunahme des Leibes. Die Beschwerden treten ausschließlich tagsüber auf, der Nachtschlaf werde durch diese Beschwerden nicht beeinflusst. Das Körpergewicht sei in den letzten Monaten konstant gewesen. Auf genaues Nachfragen gibt die Patientin weiterhin an, dass sie etwa zwei bis drei Stuhlentleerungen pro Woche habe. Der Stuhl sei überwiegend sehr hart, und die Darmentleerung bereite immer große Schwierigkeiten. Manchmal habe sie das Gefühl, dass der Darm nach dem Stuhlgang nicht vollständig entleert sei. Außer einem ACE-Hemmer zur Therapie eines seit langer Zeit bekannten arteriellen Hypertonus besteht keine Dauermedikation.

In der zu Beginn geschilderten Kasuistik wird das klassische Bild einer chronischen Obstipation beschrieben. Abgegrenzt werden muss das Krankheitsbild von einer Defäkationsstörung, die bei einer Frau in diesem Alter als Folge eines inneren Rektumprolapses vorliegen könnte. Funktionsproktoskopie und Defäkographie sind wesentliche diagnostische Maßnahmen, die zu einer Klärung führen können. Bei der weiteren Vorgehensweise muss nun geklärt werden, ob Alarmsymptome bestehen, die eine weitere diagnostische Abklärung notwendig machen. Ist dies nicht der Fall, kann auf eine aufwendige Diagnostik verzichtet werden. Bevor therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden, muss mittels einer detaillierten Anamnese nach möglichen Ursachen gesucht werden. Es ist insbesondere wichtig, Obstipationen als Nebenwirkung einer medikamentösen Therapie aufzudecken, da in diesen Fällen vor einer medikamentösen Therapie der Obstipation geklärt werden sollte, ob die obstipierenden Medikamente reduziert oder abgesetzt werden können. Im nächsten Schritt sollten ein Diabetes mellitus und eine Hypothyreose ausgeschlossen werden. Finden sich keine Hinweise für eine chronische Obstipation als Folge einer medikamentösen Therapie oder metabolischer Störungen, kann eine radiologische Bestimmung der Kolontransitzeit die Diagnose eines verlangsamten Kolontransits bestätigen. Zur Therapie der chronischen Obstipation stehen mehrere Medikamentengruppen zur Verfügung. Bevorzugt sollten gegenwärtig insbesondere bei älteren Menschen synthetische Osmotika eingesetzt werden. Unabhängig von Alarmsymptomen ist der Patientin jedoch eine Dickdarmkrebsprävention entsprechend den aktuellen Richtlinien zu empfehlen, falls diese bislang nicht konsequent durchgeführt worden ist.

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Correspondence to Ralf Keller.

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Erstpublikation dieses Beitrags in Med Klin 2004;99:197–207 DOI 10.1007/s00063-004-1029-2

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Keller, R., Flieger, D. & Fischbach, W. Fortbildung Coloproctology. coloproctology 26, 211–223 (2004). https://doi.org/10.1007/s00053-004-5131-y

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