Zusammenfassung
Wir stellen einen 61-jährigen Patienten vor, der vom Rettungsdienst in somnolentem Zustand in der Notaufnahme vorgestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt ist weder eine Eigen- noch eine Fremdanamnese zu erheben. Bei zunehmender Azidose erfolgt die Bestimmung der Anionenlücke. Diese ist erhöht, differenzialdiagnostisch erfolgt daraufhin die Bestimmung der osmotischen Lücke. Da diese ebenfalls erhöht ist und sich ein akutes Nierenversagen entwickelt, kann die Verdachtsdiagnose Äthylenglykolvergiftung mit hoher Wahrscheinlichkeit gestellt werden. Unverzüglich wird eine Therapie mit intravenöser Gabe von Äthanol, ein Azidoseausgleich mit Natriumbikarbonat und eine Hämodialysebehandlung zur Giftelimination begonnen. Nach 2-wöchiger Dialysepflichtigkeit kommt es zu einer kurzen polyurischen Phase und rückläufigen Retentionsparametern. Die intermittierende Dialysebehandlung kann beendet werden. Dieser günstige Verlauf ist nur durch die frühe Stellung der Verdachtsdiagnose Äthylenglykolvergiftung möglich. Der Fall unterstreicht die Notwendigkeit der Bestimmung von Anionen- und osmotischer Lücke bei Vorliegen einer Azidose unklarer Genese.
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Braun, N., Alscher, D., Mettang, T. et al. Somnolenter Patient mit zunehmender metabolischer Azidose, erhöhter osmotischer Lücke und akutem Nierenversagen. Internist 43, 773–776 (2002). https://doi.org/10.1007/PL00020805
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DOI: https://doi.org/10.1007/PL00020805