Zusammenfassung
In der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts konnte in den Industriestaaten im Gegensatz zur dritten Welt die Müttersterblichkeit während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett auf einen noch vor wenigen Jahrzehnten nicht für möglich gehaltenen Tiefstand von 5–10 Todesfällen/100 000 Lebendgeborene (Lgb) gesenkt werden. Geblieben ist nur ein minimales maternales Restrisiko. Landesweite Einzeluntersuchungen durch ärztliche oder wissenschaftliche Gremien vermögen bei Benutzung zusätzlicher Datenquellen die in allen Ländern wegen unvollständiger Erfassung bestehende Dunkelziffer bei Müttersterbefällen zu reduzieren. Daneben können sie auf auch heute im Einzelfall potentiell noch drohende Gefahren aufmerksam machen und so zu einer weiteren Minimierung des gestationsbedingten mütterlichen Mortalitätsrisikos beitragen. Seit 1983 wurden in Bayern landesweit auf freiwilliger Basis und unter Wahrung des Datenschutzes im Auftrag der Bayerischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde (BGGF) Einzelfalluntersuchungen bei möglichst allen Müttersterbefällen durchgeführt. Ab 1987 wurden zusätzlich die in der amtlichen Statistik bisher nicht aufgeführten nicht gestationsbedingten mütterlichen Todesfälle während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett erfaßt. Die Müttersterblichkeit ging von 13,6/100 000 Lgb (1983–1988) auf 7,8/100 000 Lgb (1989–1994) zurück. Rund 1/4 (n = 43) der 176 Müttersterbefälle der Jahre 1983–1996 ereigneten sich intra graviditatem oder post abortum. Häufigste Todesursache waren: Lungenembolie (n = 10), Komplikationen nach legalem und illegalem Schwangerschaftsabbruch (n = 8) und Extrauteringravidität (n = 6). In der 2. 6-Jahres-Periode 1989–1994 wurden keine Müttersterbefälle bei Schwangerschaftsabbruch bekannt. Aus dem Rückgang direkter Müttersterbefälle intra graviditatem ergab sich eine Verschiebung in Richtung indirekter Sterbefälle.
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Welsch, H. Müttersterblichkeit während Schwangerschaft und post abortum . Gynäkologe 30, 682–693 (1997). https://doi.org/10.1007/PL00003074
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DOI: https://doi.org/10.1007/PL00003074