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Gibt es ein Populations- oder ein Risikogruppenscreening für das Ovarialkarzinom?

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Der Gynäkologe Aims and scope

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Das Ovarialkarzinom ist zwar nicht die häufigste maligne Erkrankung der Frau, aber die mit der höchsten Letalität. Wegen des Fehlens einer Frühsymptomatik – 75 % werden erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt – ist die Prognose schlecht. Die Fünfjahresüberlebensrate beträgt nur 25–30 %. Wird die Diagnose dagegen im Stadium I gestellt, werden 85–90 % erreicht.

Risikofaktoren sind neben zunehmendem Alter auch hormonelle Interaktionen. Bei sinkendem relativem Risiko hat sich als protektiver Faktor eine zunehmende Parität und die langfristige Antikonzeptivaeinnahme erwiesen. Das Risiko steigt dagegen etwas bei längerer exogener Östrogenzufuhr und bei hormonellen Stimmulationsprotokollen im Rahmen der Infertilitätsbehandlung an. Eine familiäre Häufung weist auf genetische Faktoren bei der Entstehung des Ovarialkarzinoms hin. Prädisponierende Gene sind das BRCA 1 und das BRCA 2, Veränderungen dieser Gene sind mit einem sehr hohen Risiko für das Ovarialkarzinom verbunden.

Als potentielle Screeningmethoden sind der transvaginale Ultraschall, eventuell ergänzt durch Farbdoppler, und die Tu-Markerbestimmung zu nennen. Bei Patientinnen mit pelvinem Tumor wird durch die Vaginalsonographie eine präoperative Dignitätsdiagnostik mit einer Sensitivität von 98 % und einer Spezifität von 80 % erreicht. Als Screeningmethode erreicht der transvaginale Ultraschall eine hohe Sensitivität. Dabei ist aber die geringe Inzidenz der Ovarialkarzinome zu berücksichtigen, so daß der positive prädikative Wert niedrig ist. Auch das Screening durch Bestimmung des Tumormarkers CA 125 zeigt eine zu geringe Spezifität. Neuere Tu-Marker und deren Kombinationen werden derzeit getestet.

Eine Zusammenstellung vergleichender Untersuchungen verschiedener Screeningmethoden zeigt, daß derzeit keine Methode eine ausreichende Sensitivität, Spezifität oder positiven prädikativen Wert hat.

Zusammenfassung

Bis vor kurzem schienen Bemühungen der Früherkennung von Ovarialkarzinomen nur sehr geringen Erfolg zu haben. Durch die niedrige Inzidenzrate dieser Erkrankung und bei geringer Sensitivität und Spezifität der eingesetzten Untersuchungsmethoden (vaginale gynäkologische Untersuchung, Douglas-Punktion, transabdominale Sonographie) wurden die meisten Ovarialkarzinome erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Während der letzten Jahre ist aufgrund der Einführung anderer Untersuchungsmethoden, wie z. B. die transvaginale Sonographie ggf. mit Farbdoppleruntersuchung und die Tumormarkerbestimmung (CA 125) erneutes Interesse für das Ovarialkarzinomscreening aufgekommen. Für eine spezielle Hochrisikogruppe ist mit der Entdeckung von prädisponierenden Genen (BRCA 1, BRCA 2) die genetische Grundlage für die Entwicklung eines Ovarialkarzinoms entdeckt worden. Trotz dieser Neuerungen ist zum derzeitigen Zeitpunkt aber der Nutzen eines Populationsscreenings der weiblichen Bevölkerung nicht nachgewiesen. Hierzu sollten die Ergebnisse von z. Z. laufenden, großangelegten Screeninguntersuchungen abgewartet werden, bevor eine endgültige Empfehlung für ein allgemeines Populationsscreening gegeben werden kann. Früherkennungsuntersuchungen für Hochrisikofamilien mit familiärer Häufung von Ovarialkarzinomen bzw. einer genetischen Prädisposition sind hingegen sinnvoll und empfehlenswert.

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Beckmann, M., Timmerman, D. Gibt es ein Populations- oder ein Risikogruppenscreening für das Ovarialkarzinom?. Gynäkologe 30, 85–91 (1997). https://doi.org/10.1007/PL00003027

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