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Reproduktionsmedizin und Psychosomatik – Gegensatz, Widerspruch oder Annäherung?

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Der Gynäkologe Aims and scope

Zusammenfassung

Der Wunsch nach einem eigenen Kind läßt sich durch die Kulturgeschichte der Menschheit rückblickend verfolgen. Es ist eine Wandlung erfolgt von der ehemals schicksalhaften Natur- und Glaubensabhängigkeit der Erfüllung und auch der Nichterfüllung des Kinderwunsches zu einem weitgehend bewußten individuellen Lebensplan „Wunschkind“. Das Erleben der Nichterfüllung des zum Plan gewordenen Wunsches nach einem eigenen Kind bedeutet für die Betroffenen eine große psychische Belastung. Die Reproduktionsmedizin und die Psychosomatik treten mit unterschiedlichen therapeutischen Angeboten an die ungewollt kinderlosen Paare heran. Gegensätze zwischen beiden sind anzutreffen, Widersprüche unvermeidbar. Die Diagnose „Sterilität“ leitet sich aus der Nichterfüllung des Kindeswunsches der Betroffenen ab. Unfruchtbarkeit wird von der Reproduktionsmedizin an der körperlichen Komponente festgemacht und die angewandten Behandlungstechniken orientieren sich ausschließlich an den somatischen Funktionsabläufen. Unterschiedliche emotionale Reaktionen bei den betroffenen kinderlosen Paaren, wie Schock, Verleugnung. Wut, Ohnmacht und Kontrollverlust, Schuldgefühle, Isolation und Trauer auf den Nichteintritt der herbeigesehnten Schwangerschaft sind beschrieben, werden aber weitgehend ausgegrenzt. Die einseitige Orientierung der Reproduktionsmedizin schafft Distanz zu dem betroffenen Paar und seinem Leiden. Auch für das betroffene Paar wird das Leiden erlebensferner. Die Akzeptanz psychologischer Interventionen bei den Betroffenen wird als gering beschrieben. Das zwischen Reproduktionsmedizin und betroffenen Paar geschlossene Arbeitsbündnis läßt wenig Platz für eine psychologische Intervention.

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Kowalcek, I. Reproduktionsmedizin und Psychosomatik – Gegensatz, Widerspruch oder Annäherung?. Gynäkologe 29, 487–494 (1996). https://doi.org/10.1007/PL00002982

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/PL00002982

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