Zusammenfassungen
Theodor Wolff, der langjährige Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, gilt als einer der bedeutendsten deutschen Journalisten. Dieser Nimbus beruht auf seinem uner-schtockenen Eintreten füt die Demokratie zunächst im späten Kaiserreich und dann vor allem während des Ersten Weltkriegs. Angesichts der rigiden Zensur der Militärbehörden entwickelte Wolff eine rhetorische Konzeption, die die Grenzen des Zulässigen immer neu auszuloten verstand, ohne dabei in Sklavensprache abzusinken. Trotz seiner Erfolge beim Kampf mit der Zensur maß Wolff seine eigenen Beiträge während der Kriegszeit stets an seinem dem rhetorischen Muster des »Vir bonus« vergleichbaren Journalisten-Ideal. Angesichts det absehbaren Niederlage im Weltkrieg und der bevorstehenden politischen Veränderungen gewann Wolff als Doyen der linksliberalen Presse die innenpolitische Initiative endgültig zurück und wurde zu einem der Grün-dervätet der Weimarer Republik.
Summaries
Theodor Wolff, the long-time chief editor of the >Berliner Tageblatt<, is considered one of the most important German journalists. This reputation rests on his undeterred commitment to democracy, at first duting the later Imperial period, and then primarily during World War I. Facing the rigid censorship of the military institutions, Wolff developed a rhetorical conception that knew how to try out, again and again, the limits of what was allowed, without sinking to a kind of slave’s language. In spite of his success in battling censorship, Wolff always measured his articles of the War period against his journalistic ideal, which is comparable to the rhetorical pattern of vir bonus. Facing inescapable defeat in the war and political changes soon to come, Wolff as the doyen of the liberal press finally won back the political initiative and became one of the founding fathers of the Weimar Republic.
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Platthaus, A. Der Tanz zwischen Dornenspitzen. Publizistik 41, 409–427 (1996). https://doi.org/10.1007/BF03653904
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