Zusammenfassungen
Leitkategorien der Untersuchung waren Umfang, Formen und Tendenzen der Berichterstattung des Nachrichtenmagazins ›Der Spiegel‹. Hierzu wurden die Jahrgänge 1991 und 1992 mit dem Instrument einer quantitativ-qualitativen Inhaltsanalyse untersucht, deren Ergebnisse im Rahmen eines Interviews mit dem im Untersuchungszeitraum für Kirchenfragen hauptverantwortlichen ›Spiegel‹-Redakteur Manfred Müller »kommunikativ validiert« wurden. Das Nachrichtenmagazin verstand unter »Kirche« primär die beiden Großkirchen, die römisch-katholische Kirche und die Evangelische Kirche in Deutschland, wobei der Begriff »Kirche« ausschließlich auf die Amtskirche eingegrenzt war. Mit 181 Beiträgen zu einem kirchlichen Thema (= 1,3 v.H. des redaktionellen Teils) nahm ›Der Spiegel‹ die gesellschaftliche Bedeutung der Kirchen ernst. Diese und weitere 150 Beiträge zu unterschiedlichen Themen mit Bezügen auf die Kirchen erschienen in allen ›Spiegel‹-typischen Darstellungsformen. Themenschwerpunkte waren innerkirchliche Ereignisse sowie der politische Einfluß der Amtskirchen. Die Kritikpunkte des ›Spiegel‹ an beiden Großkirchen glichen in der Tendenz der Kritik, die der Herausgeber des Nachrichtenmagazins, Rudolf Augstein, hierzu geäußert hat. Es läßt sich so ein nach bestimmten Leitlinien gezielt geführter Kampf gegen die Kirchenmacht in der Gesellschaft nachweisen.
Summaries
This study investigates the extent, the forms and the tendencies of church coverage in the German news magazine ›Der Spiegel‹. A quantitative and qualitative content analysis was applied to the issues of 1991 and 1992. The results were validated »by way of communication«, i.e. an interview with Manfred Müller, the editor responsible for church issues at the time. When talking about church, the news magazine primarily meant the two large church organizations, the Roman Catholic Church and the Protestant Church in Germany, with the notion restricted to the institutions. 181 articles on church-related subjects are indicative of the fact that ›Der Spiegel‹ took the social importance of the churches seriously. These articles, as well as 150 others on subjects related to the churches, took all the forms typical of ›Der Spiegel‹. Coverage focussed on interior matters and on the churches’ political influence. In its tendency, ›Der Spiegel’s‹ criticism of both churches was similar to the criticism that its publisher Rudolf Augstein had voiced earlier. The study thus shows evidence that the magazine is fighting, determinedly and along concrete guidelines, against the churches’ influence in society.
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Eissing, J. Kirche im ›Spiegel‹ der Zeit. Publizistik 40, 465–482 (1995). https://doi.org/10.1007/BF03653845
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