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Recht und Dichtung: Funktionen und Fiktionen. Beobachtungen zur höfischen Literatur des Mittelalters

Law and poetry: Functions and fictions. Observations on medieval courtly literature

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Abstract

How does the reception of legal aspects, institutions and fictions (iudicial ordeal, trial by single combat, God is law) change the fictional status of literature? First of all, by this reception a novel can pretend to be closer to the factual reality. Secondly, the legal aspect (resp. fiction) assumes a new function within a romance and therefore loses its correspondence with the legal reality. Thirdly, the two subjects love and marriage have different relations to the world of law. Whereas love hasn’t been a subject of debate within the public law or in the real law courts, marriage was mainly a matter of law. The consequence of the integration of the marriage theme into a romance was that the legal status of marriage was assimilated in the principles of love. Conversely, the juridical debate of love raised the fictional status of a novel.

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Literature

  1. Deshalb darf nicht verwundern, dass in Arbeiten zum Thema ›Recht und Dichtung‹ meist nur ein Aspekt untersucht wurde: entweder das Literarische am Rechtsschrifttum oder aber das Rechtliche in der Literatur; vgl. Firth Green, Richard: «Medieval literature and law«, in: David Wallace (Hg.): The Cambridge history of medieval English literature, Cambridge 1999 (The new Cambridge history of English Literature), S. 407–431

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  2. Posner, Richard A.: Law and literature, 3rd edition, Cambridge (Mass.)/London 2009 (Teil I: Recht in der Literatur, Teil II: Gesetzestexte als literarische Texte). In Studien, die sich dem Thema ›Literatur als Recht‹ widmen, wird allerdings von einer Analogie zwischen den beiden Bereichen ausgegangen.

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  3. Vgl. die kritische Stellungnahme von Binder, Guyora: «The law-as-literature trope«, in: Michael Freeman/ Andrew D. E. Lewis (Hgg.): Law and literature, Oxford 1999 (Current legal issues 2), S. 63–89.

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  4. Vgl. dazu Schnell, Rüdiger: «Rechtsgeschichte, Mentalitäten und Gattungsgeschichte. Zur literarischen Autonomie im Mittelalter«, in: Joachim Heinzle (Hg.): Literarische Interessenbildung im Mittelalter. DFG-Symposion 1991, Stuttgart/Weimar 1992 (Germanistische Symposien Berichtsbände 14), S. 401–430.

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  5. Zur Forschungsdiskussion über die Relationierung von römischem und germanischem Recht im Frühmittelalter siehe Meder, Stephan: Rechtsgeschichte. Eine Einführung, 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Köln u. a. 2005 (UTB 2299), S. 118–121.

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  6. Vgl. Kaufmann, Ekkehard: Deutsches Recht. Die Grundlagen, Berlin 1984 (Grundlagen der Germanistik 27), S. 88–120

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  7. Ignor, Alexander: Über das allgemeine Rechtsdenken Eikes von Repgow, Paderborn u. a. 1984 (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft N. F. 42), S. 112–129.

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  8. Vgl. Müller, Jan-Dirk: «Literarische und andere Spiele. Zum Fiktionalitätsproblem in vormoderner Literatur«, in: Poetica 36 (2004), S. 281–311, hier S. 284 f. Gegenüber Müller möchte Haustein, Jens: «Minne und Wissen um 1200 und im 13. Jahrhundert «, in: Alexander Löck/Jan Urbich (Hgg.): Der Begriff der Literatur. Transdisziplinäre Perspektiven, Berlin/New York 2010 (Spectrum Literaturwissenschaft 24), S. 345–370, die kollektive Imagination (Müllers erste Fiktionsstufe) stärker mit der historischen Realität vermitteln.

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  9. Mit Alltagsfiktion ist hier also anderes gemeint als das Fingieren von Erlebtem im alltäglichen Umgang; vgl. Stempel, Wolf-Dieter: «Alltagsfiktion«, in: Konrad Ehlich u. a. (Hgg.): Erzählen im Alltag, Frankfurt a. M. 1980, S. 385–402.

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  10. Ich benutze folgende Ausgabe: Hartmann von Aue: Iwein. Hg. Georg Friedrich Benecke/ Karl Lachmann/Ludwig Wolff, Übersetzung und Anmerkungen von Thomas Cramer, 7. Auflage, Berlin 1968; vgl. dazu Schnell, Rüdiger: «Abaelards Gesinnungsethik und die Rechtsthematik in Hartmanns Iwein«, in: DVjs 65 (1991), S. 15–69.

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  11. Holzhauer, Heinz: «Der gerichtliche Zweikampf. Ein Institut des Germanischen Rechts in rechtsethnologischer Sicht« (1986), wieder in: ders./Stefan Ch. Saar/ Andreas Roth (Hgg.): Beiträge zur Rechtsgeschichte, München 2000, S. 94–111

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  12. Deutsch, Andreas: Art. «Beweis«, in: 2HRG 1 (2008), Sp. 559–566

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  13. Schmoeckel, Mathias: «Die Überzeugungskraft der Ordale in merowingischer Zeit«, in: Hans-Georg Hermann u. a. (Hgg.): Von den Leges Barbarorum zum ius barbarum des Nationalsozialismus. Festschrift für Hermann Nehlsen zum 70. Geburtstag, Köln u. a. 2008, S. 198–223

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  14. Schild, Wolfgang: Art. «Zweikampf«, in: HRG 5 (1998), Sp. 1835–1847; ders.: Art. «Gottesurteil«, in: 2HRG, 11. Lieferung, Berlin 2010, Sp. 481–491

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  15. Neumann, Sarah: Der gerichtliche Zweikampf. Gottesurteil–Wettstreit–Ehrensache, Ostfildern 2010 (Mittelalter-Forschungen 31).

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  16. Vgl. Köbler, Gerhard: «Welchen Gottes Urteil ist das Gottesurteil des Mittelalters?«, in: Norbert Brieskorn u. a. (Hgg.): Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft. Bedingungen, Wege und Probleme der europäischen Rechtsgeschichte, Paderborn u. a. 1994 (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft N. F. 72), S. 89–108

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  17. Schreiner, Klaus: «›Got is selve recht‹. Angewandte Theologie in Rechtsordnungen und Rechtsverfahren des späten Mittelalters«, in: Hartmut Boockmann u. a. (Hgg.): Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 2, Göttingen 2001, S. 335–368; Otte, Gerhard G.: «›Got is selve recht‹. Recht oder gerecht?«, in: Hermann u. a., Von den Leges Barbarorum (wie Anm. 11), S. 163–172.

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  18. Einige Hinweise auf neuere Literatur müssen genügen: Bartlett, Robert: Trial by fire and water. The medieval judicial ordeal, Oxford 1986 (S. 103–126 auch zum Zweikampf)

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  19. Baldwin, John W.: «The crisis of the ordeal. Literature, law and religion around 1200«, in: The Journal of Medieval and Renaissance Studies 24 (1994), S. 327–353

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  21. Schmoeckel, Mathias: «›Ein sonderbares Wunderwerk Gottes‹. Bemerkungen zum langsamen Rückgang der Ordale nach 1215«, in: Ius commune 26 (1999), S. 123–164; ders.: «Glaube und Glaubwürdigkeit vor Gericht. Ordale im Spannungsfeld von Recht und Gesellschaft«, in: Peter Landau u. a. (Hgg.): Karl von Amira zum Gedächtnis, Frankfurt a. M. 1999 (Rechtshistorische Reihe 206), S. 291–308

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  22. Nehlsen-von Stryk, Karin: «Die Krise des ›irrationalen‹ Beweises im Hoch- und Spätmittelalter und ihre gesellschaftlichen Implikationen«, in: Zeitschrift der Savigny Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 117 (2000), S. 1–38. Zum gerichtlichen Zweikampf in Praxis, Rechtsdiskurs und Dichtung noch im 15. Jh. vgl.

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  23. Bloh, Ute von: Ausgerenkte Ordnung. Vier Prosaepen aus dem Umkreis der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken: ›Herzog Herpin‹, ›Loher und Maller‹, ›Huge Scheppel‹, ›Königin Sibille‹, Tübingen 2002 (MTU 119), S. 388–406. Angesichts der Problematisierung der Gegenüberstellung von ›irrationalem‹ archaischem und ›rationalem‹ gelehrtem Beweisrecht nimmt sich der Beitrag von Oesterdiekhoff, Georg W.: «Das archaische Prozess- und Beweisrecht und die ›immanente Gerechtigkeit‹. Erklärungen von Struktur, Entwicklung und Untergang ordalförmiger Konfliktregelung«, in: Zeitschrift der Savigny Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 119 (2002), S. 175–192, merkwürdig aus. Er erklärt den Untergang des gerichtlichen Ordalverfahrens mit Hilfe der alten These, wonach das archaische, kindliche Frühmittelalter vom reflexiven, gebildeten Hochmittelalter abgelöst worden sei.

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  24. Zu einer weiteren Ausnahme Ende des 15. Jahrhunderts vgl. Janz, Brigitte: «Wo dat Reynke mit kloker lyst den kamp wan. List und Recht im Reynke de Vos von 1498«, in: Schelme und Narren in den Literaturen des Mittelalters, Greifswald 1994 (Wodan Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 31), S. 73–94, bes. S. 79–94. Die Kritik am gerichtlichen Zweikampf in Wittenwilers Ring wird lediglich diskursiv vorgetragen, nicht im Zusammenhang mit einer Zweikampfschilderung.

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  25. Karner, Daniela: Täuschung in Gottes Namen. Fallstudien zur poetischen Unterlaufung von Gottesurteilen in Hartmanns von Aue «Iwein«, Gottfrieds von Straßburg «Tristan«, Des Strickers «Das heiße Eisen« und Konrads von Würzburg «Engelhard «, Frankfurt a. M. u. a. 2010 (Mediävistik zwischen Forschung, Lehre und Öffentlichkeit 5), behandelt nicht diese zwei Gerichtskämpfe.

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  26. Im Engelhard Konrads von Würzburg erringt Dieterich beim gerichtlichen Zweikampf den Sieg dank seiner triuwe, die über den valschen muot seines Gegners triumphiert; vgl. Schnell, Rüdiger: «Die ›Wahrheit‹ eines manipulierten Gottesurteils. Eine rechtsgeschichtliche Interpretation von Konrads von Würzburg Engelhard«, in: Poetica 16 (1984), S. 24–60, bes. S. 51–58; Schnell, «Rechtsgeschichte« (wie Anm. 3), S. 427.

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  27. Vgl. Schnell, Rüdiger: «Dichtung und Rechtsgeschichte. Der Zweikampf als Gottesurteil in der mittelalterlichen Literatur«, in: Mitteilungen der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig XVIII, 2 (1983), S. 53–62, bes. S. 59–62; Schnell, «Rechtsgeschichte« (wie Anm. 3), S. 425.

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  28. Auf ein besonders signifikantes Beispiel kann ich nur verweisen: den Reinfried von Braunschweig; vgl. Schnell, «Dichtung und Rechtsgeschichte« (wie Anm. 27), S. 58 f. Auch in Hartmanns Erec stehen die beiden ›Kausalfaktoren‹ (Gott, Mensch) unverbunden nebeneinander; Hartmann von Aue: Erec. Hg. Albert Leitzmann, fortgeführt von Ludwig Wolff, 6. Auflage besorgt von Christoph Cormeau/Kurt Gärtner, Tübingen 1985 (ATB 39). Man vergleiche die Aussagen in folgenden Textpassagen: Vv. 8147–53, 9169–87, 9282–9315, 9671 f., 10085–100. Zu einem ironisch-parodistischen Spiel mit der Rechtsinstitution ›gerichtlicher Zweikampf‹ kommt es gar in dem höfischen Versroman Diu Crône Heinrichs von dem Türlin; vgl. Schnell, Rüdiger: «Recht und Dichtung. Zum gerichtlichen Zweikampf in der ›Crône‹ Heinrichs von dem Türlin«, in: Alexander Cella/ Peter Krämer (Hgg.): Die mittelalterliche Literatur in Kärnten, Wien 1981 (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie 16), S. 217–229.

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  29. Vgl. u. a. Opitz, Claudia: »Vom Familienzwist zum sozialen Konflikt. Über adlige Eheschließungspraktiken im Hoch- und Spätmittelalter«, in: Ursula A. J. Becher/ Jörn Rüsen (Hgg.): Weiblichkeit in geschichtlicher Perspektive. Fallstudien und Reflexionen zu Grundproblemen der historischen Frauenforschung, Frankfurt a. M. 1988, S. 116–149

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  30. Weller, Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, Köln u. a. 2004 (Rheinisches Archiv 149).

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  31. Vgl. Haug, Walter: »Der Tristan Gottfrieds von Straßburg. Eine narrative Philosophie der Liebe«, in: ders.: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schriften zur Literatur des Mittelalters, Tübingen 1995, S. 171–183.

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  32. Wir finden den Text wieder in Gratians Decretum (ca. 1140) (C. 31 q. 2 c. 3), in der Sentenzensammlung des Petrus Lombardus (1140/60) (IV dist. 29; PL 192, 916). Walter von Mortagne (!) (ca. 1100–1174) hat den Brief Urbans II. auch in seinen Ehetraktat De sacramento conjugii aufgenommen (PL 176, 153–174, Sp. 159B). Vgl. auch Schnell, Rüdiger: »Gottfrieds Tristan und die Institution der Ehe«, in: ZfdPh 101 (1982), S. 334–369, besonders S. 358 f. Neben der Mabonagrin-Passage habe ich nur einen volkssprachlichen Beleg in der höfischen Dichtung gefunden: in der Fassung A des Meister Otte: Eraclius. Hg. Winfried Frey, Göppingen 1983 (GAG 348), S. 52, Sp. A, Zeile 38 f., anlässlich einer Eheschließung: Daz eine (!) man und sin wip/ Suln sin eine sele und eine (!) lip [ Hervorhebung R. S.].

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  33. Corpus iuris canonici. Hg. Emil Ludwig Richter/ Emil Friedberg, 2. Auflage, Leipzig 1879 (Nachdruck Graz 1955), Bd. 1, Sp. 1113 (C. 31 q. 2 c. 3). Zugleich wird auf die mögliche Folge einer fehlenden Herzensgemeinschaft hingewiesen: es drohe die Gefahr der Unzucht ( fornicatio). Das Übel dieser Sünde falle auf den zurück, der die Frau gegen ihren Willen verheiratet habe. Zur Vorstellung der coniunctio animorum zwischen Eheleuten vgl. auch

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  34. Schnell, Rüdiger: Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe, Köln u. a. 2002, S. 239 f.

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  35. Bei Chrétien de Troyes: Erec und Enide. Übersetzt und eingeleitet von Ingrid Kasten, München 1979 (Klassische Texte des romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 17), fehlt eine entsprechende Aussage. Dort spricht Mabonagrin ausschließlich von seiner einseitigen Unterordnung unter den Willen der Geliebten.

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  36. Mabonagrins Status schwankt zwischen Geliebtem und Ehemann. Vgl. Schnell, Rüdiger: «Gender und Gesellschaft. Hartmanns ›Erec‹ im Kontext zeitgenössischer Diskurse «, in: ZfdA 141 (2012), (im Druck).

  37. Weber, Ines: »›Consensus facit nuptias!‹ Überlegungen zum ehelichen Konsens in normativen Texten des Frühmittelalters«, in: Zeitschrift der Savigny Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 118 (2001), S. 31–66. Im langobardischen Recht (Edictum Rothari, 7. Jh.) findet sich, wohl unter kirchlichem Einfluss, das (allerdings teilweise eingeschränkte) Verbot, eine Frau gegen ihren Willen zu verheiraten

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  38. Mikat, Paul: Art. »Ehe«, in: HRG 1 (1971), Sp. 809–833, hier Sp. 819.

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  39. Ein Hinweis muss genügen: Deutsch, Christina: »Konsensehe oder Zwangsheirat? Zur mittelalterlichen Rechtsauffassung ›consensus facit matrimonium‹«, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53, 2 (2005), S. 677–690.

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  40. Vgl. Schnell, Rüdiger: »Die ›höfische‹ Liebe als ›höfischer‹ Diskurs über die Liebe«, in: Josef Fleckenstein (Hg.): Curialitas. Studien zu Grundfragen der höfischritterlichen Kultur, Göttingen 1990 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 100), S. 231–301, bes. S. 258–262; ders.: »Liebe und Freiheit. Ein literarischer Entwurf des männlichen Adels«, in: Martina Neumeyer (Hg.): Mittelalterliche Menschenbilder, Regensburg 2000 (Eichstätter Kolloquium 8), S. 35–78.

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  41. Kolb, Herbert: »Der minnen hûs. Zur Allegorie der Minnegrotte in Gottfrieds Tristan«, in: Euporion 56 (1962), S. 229–247.

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  42. Vgl. Schnell, Rüdiger: »Text und Kontext. Erzählschemata, Diskurse und das Imaginäre um 1200«, in: Poetica 40 (2008), S. 97–138, bes. S. 115 f.

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  43. Zu dieser Szene Emmelius, Caroline: Gesellige Ordnung. Literarische Konzeptionen von geselliger Kommunikation in Mittelalter und früher Neuzeit, Berlin/New York 2010 (Frühe Neuzeit 139), S. 96–197.

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  44. Und diese kanonistische Theorie hat die höfische Erzählliteratur des 12./13. Jahrhunderts bereitwillig übernommen und dabei den Widerstreit zwischen der kirchlichen Position und feudaladligen Interessen oft noch zugespitzt; vgl. Schnell, Rüdiger: »Literatur als Korrektiv sozialer Realität. Zur Eheschließung in mittelalterlichen Dichtungen«, in: Martin Gosman/ Jaap van Os (Hgg.): Non Nova, Sed Nove. Mélanges de civilisation médiévale dédiés à Willem Noomen, Groningen 1984 (Mediaevalia Groningana 5), S. 225–238.

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  45. Ausführlich dazu Schnell, Rüdiger: »Von der kanonistischen zur höfischen Ehekasuistik. Gautiers Ille et Galeron«, in: ZfrPh 98 (1982), S.. Was ich dort als höfische Ehekasuistik bezeichnet habe, nenne ich hier Liebesdiskurs.

  46. The Summa Parisiensis on the Decretum Gratiani [1160/1170]. Hg. Terence P. McLaughlin, Toronto 1952, S. 248 zu C. 32 q. 7 c. 25; Tancredi Summa de matrimonio [1210/14]. Hg. Agathon Wunderlich, Göttingen 1841, tit. 6; Liber Extra [1234] X 2,24,25 (=Decretalium Gregorii Papae IX. compilatio. Hg. Emil Ludwig Richter/Emil Friedberg, 2. Auflage, Leipzig 1879, S. 368 f.: liber II, tit. 24, can. 25).

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  47. Metz, René: »Le statut de la femme en droit canonique medieval«, in: La femme. Deuxième Partie, Bruxelles 1962 (Recueils de la société Jean Bodin 12), S. 59–113; Müller, Daniela: »Vir caput mulieris. Zur Stellung der Frau im Kirchenrecht unter besonderer Berücksichtigung des XII. und XIII. Jahrhunderts«, in: Brieskorn u. a., Vom mittelalterlichen Recht (wie Anm. 12), S. 223–245; Thesaurus proverbiorum medii aevi 8 (1999), S. 101 (s. v. Mann: 2.2.1 ›Der Mann ist der Frau vorgesetzt‹).

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  48. Guillaume de Lorris/ Jean de Meun: Der Rosenroman. Übersetzt und eingeleitet von Karl August Ott, Bd. 2, München 1978 (Klassische Texte des Romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 15,II), V. 8431–8466, 9421–9492. Die Unvereinbarkeit von Liebe und Herrschaft verkündete bereits Ovid: Metamorphosen, II 846 f.

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  49. Walther, Helmut G.: »Utopische Gesellschaftskritik oder satirische Ironie? Jean de Meun und die Lehre des Aquinaten über die Entstehung menschlicher Herrschaft«, in: Albert Zimmermann (Hg.): Soziale Ordnungen im Selbstverständnis des Mittelalters, Berlin/New York 1979 (Miscellanea Mediaevalia 12,1), S. 84–105. Die Vv. 9426–9430 lassen aber auch eine Nähe zur theologischen Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte erkennen: Die Frau sei als socia des Mannes erschaffen, nicht als dessen ancilla

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  50. vgl. dazu Schnell, Rüdiger: »Die Frau als Gefährtin (socia) des Mannes. Eine Studie zur Interpendenz von Textsorte, Adressat und Aussage«, in: ders. (Hg.): Geschlechterbeziehungen und Textfunktionen, Tübingen 1998 (Frühe Neuzeit 40), S. 119–170.

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  51. Chaucer, Geoffrey: Die Canterbury-Erzählungen. Mittelenglisch und deutsch. In deutsche Prosa übertragen von Fritz Kemmler, mit Erläuterungen von Jörg O. Fichte, Bd. 2, 2. Auflage, München 2000 (Goldmann 7672), S. 686–739.

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  52. Des Erzählers Äußerung, Liebende müssten einander gehorchen (V. 762), hat wenig zu tun mit der in spätmittelalterlichen Ehetexten formulierten Forderung nach gegenseitigem Gehorsam; vgl. dazu Schnell, Rüdiger: Frauendiskurs, Männerdiskurs, Ehediskurs. Textsorten und Geschlechterkonzepte in Mittelalter und Früher Neuzeit, Frankfurt a. M./New York 1998 (Geschichte und Geschlechter 23), S. 260–274.

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  53. Vgl. u. a. Lucas, Angela M./ Lucas, Peter J.: »The presentation of marriage and love in Chaucer’s Franklin’s Tale«, in: English Studies 72 (1991), S. 501–512

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  54. Battles, Dominique: »Chaucer’s Franklin’s Tale and Boccaccio’s Filocolo reconsidered«, in: Chaucer Review 34 (1999), S. 38–59; McCarthy, Conor: »Love, marriage, and law. Three Canterbury tales«, in: English Studies 83 (2002), S. 504–518.

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  55. Man erinnere sich an den Rechtssatz der mittelalterlichen Kanonistik: Die Kirche darf nicht über Verborgenes urteilen (ecclesia de occultis non iudicat); Kuttner, Stephan: »›Ecclesia de occultis non iudicat‹ apud decretistas et decretalistas«, in: Acta Congressus Iuridici Internationalis: VII saeculo a decretalibus Gregori IX et XIV a codice Iustiniano promulgatis, Romae habiti 12–17 nov. 1934, Bd. III, Rom 1936, S. 227–246.

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  56. Dass Frauen vor der Eheschließung versuchen, einen gewissen Freiraum für sich auszuhandeln, um nicht der Herrschaft des Ehemannes unterworfen zu sein, wird in der fiktionalen Literatur bis in die Neuzeit thematisiert. Eines der bekanntesten Beispiele ist Pamela Samuel Richardsons (1740). Zu einem von zwei Schwestern verfertigten Theaterstück des 17. Jahrhunderts vgl. Dawson, Lesel: Lovesickness and Gender in early modern English literature, Oxford 2008, S. 108–111.

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  57. Vgl. Becker, Karin: Amors Urteilssprüche. Recht und Liebe in der französischen Literatur des Spätmittelalters, Bonn 1991 (Abhandlungen zur Sprache und Literatur 42); Les arrêts d’amour. Die Urteile Amors. Übersetzt, eingeleitet und mit einem Glossar versehen von Karin Becker, München 1995 (Klassische Texte des Romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben 30); vgl. auch dies.: »La mentalité juridique dans la littérature francaise (XIIIe–XVe siècles)«, in: Le Moyen Age 103,2 (1997), S. 309–327.

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  58. Die Diskrepanz wird etwa bei De amore des Andreas Capellanus besonders deutlich. Denn er urteilt (bzw. lässt urteilen) über die fingierten Rechtsstreitigkeiten von Liebenden anhand der Rechtssprechung des kanonischen und römischen Eherechts, ein Unding, aber gerade dies zeigt die parodistische Intention seines Traktats an. Vgl. Schnell, Rüdiger: Andreas Capellanus. Zur Rezeption des römischen und kanonischen Rechts in ›De amore‹, München 1982 (Münstersche Mittelalter-Schriften 46).

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Schnell, R. Recht und Dichtung: Funktionen und Fiktionen. Beobachtungen zur höfischen Literatur des Mittelalters. Z Literaturwiss Linguistik 41, 18–41 (2011). https://doi.org/10.1007/BF03379964

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