Abstract
As far as diagrammatics is concerned with mediations between images and concepts, it presupposes a genuinely modern epistemological problem which did not occur in pre-modern orders of knowledge. Topical inventio in the sense of pre-modern rhetoric may lean on concrete spatial models like diagrams, but in these specific cases the concept of topos in ars memorativa is used as a method of inventio. Cicero’s topics of persons and actions, however, are operating with lists of abstract concepts and not with spatial models. Topical inventio of actions can neither be based on diagrammatic models nor can it subsequently be displayed in diagrams without serious loss of information, because action is not an exclusively spatial concept and cannot be reduced to spatiality.
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Literatur
Vgl. dazu insbesondere Krämer, Sybille: »Operative Bildlichkeit. Von der ›Grammatologie‹ zu einer ›Diagrammatologie‹? Reflexionen über erkennendes Sehen«. In: Martina Hessler/ Dieter Mersch (Hg.): Logik des Bildlichen. Zur Kritik der ikonischen Vernunft. Bielefeld 2009, S. 94–123; Dies.: »Notationen, Schemata, Diagramme: Über ›Räumlichkeit‹ als Darstellungsprinzip. Sechs kommentierte Thesen«. In: Gabriele Brandstetter/Franck Hofmann/Kirsten Maar (Hg.): Notationen und choreographisches Denken. Freiburg i.Br. 2010, S. 27–45; Dies.: »Diagrammatische Inskriptionen: Über ein Handwerk des Geistes«. In: Horst Bredekamp/ John Michel Krois (Hg.): Sehen und Handeln. Berlin 2011, S. 225–237; Dies.: »Punkt, Strich, Fläche. Von der Schriftbildlichkeit zur Diagrammatik«. In: Dies./Eva Cancik-Kirschbaum/ Rainer Totzke (Hg.): Schriftbildlichkeit. Über Wahrnehmbarkeit, Materialität und Operativität von Notationen. Berlin 2012, S. 79–101.
Vgl. Hünefeldt, Thomas: Peirces Dekonstruktion der Transzendentalphilosophie in eine phänomenologische Semiotik. Würzburg 2002; im Anschluss daran Bauer, Matthias/Ernst, Christoph: Diagrammatik. Einführung in ein kultur- und medienwissenschaftliches Forschungsfeld. Bielefeld 2010, S. 40–82.–Das von der Transzendentalphilosophie exponierte Problem wird von Peirce entgegen dem Anschein, den seine transzendentalphilosophische Argumentation erwecken mag, weniger transzendentalphilosophisch gelöst als pragmatistisch eskamotiert: Als Wirklichkeit gilt, was die das Handeln anleitenden Hypothesen bestätigt oder widerlegt; die Wirklichkeit der Wahrnehmung ist folglich eine Funktion der Wirklichkeit des Handelns. Das pragmatistische Wirklichkeitskonzept steht der methodisch geregelten Bereitschaft der modernen Naturwissenschaften nahe, Falsifikationen als wichtigstes Erkenntnisinstrument einzuschätzen. Diese lässt sich allerdings nicht einfach generalisieren: Außerhalb der Naturwissenschaften herrscht auch in der modernen westlichen Kultur die Praxis, vor allem Verifikationserfahrungen zur Kenntnis zu nehmen und Falsifikationserfahrungen eher zu ignorieren oder durch Stützhypothesen zu unterlaufen, als Hypothesen aufzugeben. Ein Problem des Pragmatismus sind deshalb die Kriterien für die Grenzen der kulturellen Konstruktion der Wirklichkeit außerhalb des naturwissenschaftlichen Erkenntnisverfahrens. Peirce hat sich jedoch vor allem für die konstruktivistische Funktion von Diagrammen als Verfahren zur Hypothesenbildung durch Analogieschlüsse (›Abduktion‹) interessiert. Ob das diagrammatische Verfahren, wie Peirce nahelegt, mit dem abduktiven identisch ist, hängt vor allem von der Konstruktion des Begriffs ›Diagramm‹ ab: In der relationistischen Ontologie der Peirceschen Semiotik tendiert er dazu, mit ›Relation‹ zusammenzufallen, so dass alles Relationale ›diagrammatisch‹ wird.
Vgl. etwa Flasch, Kurt: Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustin zu Machiavelli. Stuttgart 1986, S. 454 f. (zu Wilhelm von Ockham).
Vgl. Meier-Oeser, Stephan: Die Spur des Zeichens. Das Zeichen und seine Funktion in der Philosophie des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Berlin/New York 1997, S. 86–103.
Vgl. Bauer/Ernst (wie Anm. 2), S. 68 (Zitat), S. 93–100; im Anschluss an Goodman, Nelson: Weisen der Welterzeugung. Frankfurt a. M. 1990; Ders.: Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie. Frankfurt a. M. 1997.
Vgl. Meier, Christel: »Die Quadratur des Kreises. Die Diagrammatik des 12. Jahrhunderts als symbolische Denk- und Darstellungsform«. In: Alexander Patschovsky (Hg.): Die Bildwelt der Diagramme Joachims von Fiore. Zur Medialität religiös-politischer Programme im Mittelalter. Ostfildern 2003, S. 23–53. Zur Verräumlichung von Relationen als dem »Grundprinzip diagrammatischer Darstellungen« vgl. insbesondere die Arbeiten von Sybille Krämer (wie Anm. 1), Zitat: Krämer: »Notationen, Schemata, Diagramme« (wie Anm. 1), S. 37.
Heitzmann, Christian/ Carmassi, Patrizia (Hg.): Der Liber floridus in Wolfenbüttel. Eine Prachthandschrift über Himmel und Erde. Mit einer Einleitung von Dens. Darmstadt 2014, fol. 31; http://diglib.hab.de/mss/1-gud-lat/start.htm?image=00067 (20.6.14).–Zur ikonographischen Tradition vgl. Meier (wie Anm. 8), passim.
Vgl. zur Übersicht: Thorau, Christian: Art. »Handzeichen«. In: Ludwig Finscher (Hg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Sachteil 4 (2 1996), Sp. 6–24, hier Sp. 14–17; Dean, Jeffrey J., übers. v. Christian Berger: Art. »Hexachord«. In: Ebd., Sp. 279–292.
Milano, Biblioteca Ambrosiana, MS D.75 inf, fol. 6r; vgl. die Abb. in O’Daly, Irene: »Talk to the Hand: Finger Counting and Hand Diagrams in the Middle Ages«. In: Erik Kwakkel u. a. (Hg.): medievalfragments. Leiden, 14.03.2014; http://medievalfragments.wordpress.com/2014/03/14/talk-to-the-hand-finger-counting-and-hand-diagrams-in-the-middle-ages (20.6.2014).
Vgl. zum Überblick: Ostheeren, Klaus u. a.: Art. »Topos«. In: Gerd Ueding (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik 9 (2009), Sp. 630–724; Wagner, Tim: Art. »Topik«. In: Ebd., Sp. 605–626; Neuber, Wolfgang: Art. »Memoria«. In: Ebd. 5 (2001), Sp. 1037–1078. Zur Ars memorativa im Mittelalter: Carruthers, Mary: The Book of Memory. A Study of Memory in Medieval Culture. Cambridge 22008, S. 153–194.
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Vgl. Gerhardt, Christoph: »Reinmars von Zweter ›idealer Mann‹ (Roethe, Nr. 99 u. 100)«. In: PBB 109 (1987), S. 51–84 und 222–251
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Turner, Stephen: The Theory of Social Practices. Tradition, Tacit Knowlegde, and Presuppositions. Cambridge/Oxford 1994
Hörning, Karl Heinz: Experten des Alltags. Die Wiederentdeckung des praktischen Wissens. Weilerswist 2001
Miebach, Bernhard: Soziologische Handlungstheorie. Eine Einführung. Wiesbaden 32010; Schmidt, Robert: Soziologie der Praktiken. Konzeptionelle Studien und empirische Analysen. Berlin 2012.
Vgl. zur Übersicht: Zenger, Erich: Art. »Judith/Judithbuch«. In: TRE 17 (1988), S. 404–408, sowie Lähnemann, Henrike: Hystoria Judith. Deutsche Judithdichtungen vom 12. bis zum 16. Jahrhundert. Berlin/New York 2006.
Vgl. z. B. Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Erster Teil: Von den Anfängen bis zu Hartmann von Aue. Berlin 2 1977, S. 160
Mertens, Volker: Der deutsche Artusroman. Stuttgart 1998, S. 59 f.
Wolf, Jürgen: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt 2007, S. 45.
Vgl. Hübner, Gert: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im ›Eneas‹, im ›Iwein‹ und im ›Tristan‹. Tübingen/Basel 2003, S. 1–8.
Vgl. Greimas, Algirdas Julien: Sémantique structurale. Recherche de méthode. Paris 1966
Propp, Vladimir: Morphologie des Märchens. München 1972 (zuerst Leningrad 1928)
Lotman, Jurij M.: Die Struktur literarischer Texte. München 1972.
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Hübner, G. Topische inventio und Diagrammatik in der Vormoderne. Z Literaturwiss Linguistik 44, 171–186 (2014). https://doi.org/10.1007/BF03379719
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