Skip to main content
Log in

Diskretes Begehren

Zur symbolischen Konfiguration postsouveränen Erzählens in Norbert Gstreins Roman Das Handwerk des Tötens

Discreetly Desire. The Symbolical Configuration of Post-sovereign Storytelling in Norbert Gstrein’s Das Handwerk des Tötens

  • Published:
Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik Aims and scope Submit manuscript

Abstract

This article shows the poetics of a post-sovereign narrator’s voice on the basis of Norbert Gstrein’s critically acclaimed novel »Das Handwerk des Tötens« as response to the political and ethical implications of storytelling in all. By these means post-sovereignty emerges in the novel as a consequence of the fashion of dealing with violence in mass media and literature referring to the Yugoslav wars and empowers itself in symbolical configurations as a contemporary concept of literature disposing both circumstances and characters of a story a language of their own. Reducing the narrator’s arbitrament post-sovereign storytelling establishes a discreetly alliance of desire between characters, narrator, and narration.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Similar content being viewed by others

Literatur

  1. Norbert Gstrein: Das Handwerk des Tötens. Frankfurt a. M. 2003, S. 12. Im Folgenden werden Nachweise nach dieser Ausgabe im fortlaufenden Text in runden Klammern gegeben.

    Google Scholar 

  2. Diese Art der Immunisierung kann der Literatur selbst in Rechnung gestellt werden, wenn man Lektüre als Probehandeln begreift. Johannes Türk: Die Immunität der Literatur. Frankfurt a. M. 2011.

    Google Scholar 

  3. Dazu ausführlicher: Joanna Drynda: »Der Schriftsteller als medialer Zaungast einer Kriegskatastrophe. Die <Informationsware> Balkankrieg in den Prosatexten von Gerhard Roth, Peter Handke und Norbert Gstrein«. In: Information Warfare. Die Rolle der Medien (Literatur, Kunst, Photographie, Film, Fernsehen, Theater, Presse, Korrespondenz) bei der Kriegsdarstellung und -deutung. Hg. von Claudia Gunz u. a. Göttingen 2007, S. 455–466.

    Google Scholar 

  4. Dahinter steht offenbar ein Argument, das der in der Sprachphilosophie diskutierten »Ethik des Zeigens« aufruht. Es nimmt von Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus seinen Ausgang und sollte Gstrein von seinem Studium der Sprachphilosophie her geläufig sein. Zur Ethik des Zeigens vgl. Dieter Mersch: »<Es gibt allerdings Unaussprechliches …>. Wittgensteins Ethik des Zeigens«. In: Der Denker als Seiltänzer. Ludwig Wittgenstein über Religion, Mystik und Ethik. Hg. von Ulrich Arnswald u. Anja Weinberg, Düsseldorf 2001, S. 133–155.

    Google Scholar 

  5. Vgl. dazu auch Wolfgang Müller-Funk: »Die Dummheiten des Erzählens. Anmerkungen zu Norbert Gstreins Roman Das Handwerk des Tötens und zum Kommentar zum Roman Wem gehört eine Geschichte?«. In: Narration und Ethik. Hg. von Claudia Öhlschläger, München 2009, S. 241–261.

    Google Scholar 

  6. Roland Barthes: »L’effet de réel«. In: Ders.: Littérature et réalité. Paris 1982, S. 81–90.

    Google Scholar 

  7. Interessanter Weise bildet die neuere Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen interkultureller Germanistik diesen Übergang ebenfalls ab. Vgl. Ortrud Gutjahr: »Interkulturalität als Forschungsparadigma der Literaturwissenschaft. Von den Theoriedebatten zur Analyse kultureller Tiefensemantiken«. In: Zwischen Provokation und Usurpation. Interkulturalität als (un-)vollendetes Projekt der Literatur- und Sprachwissenschaften. Hg. von Dieter Heimböckel u. Georg Mein. München 2010, S. 17–39.

    Google Scholar 

  8. Gstrein selbst spricht von der »Glaubwürdigkeit des Erzählens«. Norbert Gstrein: »Das Sheerness des Erzählens. Rede anläßlich der Verleihung des Johnson-Preises«. In: Manuskripte. Zeitschrift für Literatur 43 (2003), S. 102–106, hier S. 105 f.

    Google Scholar 

  9. Vgl. Wende: Als Erstes stirbt immer die Wahrheit (wie Anm. 5); sowie Katja Stopka: »<Beobachtete Beobachten>. Literarische Derealisierungstendenzen von Kriegsperspektiven. Am Beispiel der Journalistenromane Die Fälschung von Nicolas Born und Das Handwerk des Tötens von Norbert Gstrein«. In: Kriegsdiskurse in Literatur und Medien nach 1989. Hg. von Carsten Gansel. Göttingen 2011, S. 119–136.

    Google Scholar 

  10. Niklas Luhmann: Die Realität der Massenmedien. Wiesbaden 2009.

    Google Scholar 

  11. Vgl. Daniel Kruzel: »Die Notwendigkeit des Faktischen. Über die Spuren Gabriel Grüners in Norbert Gstreins Roman Das Handwerk des Tötens«. In: Norbert Gstrein. Hg. von Kurt Bartsch u. Michael Braun. Graz 2006, S. 134–152.

    Google Scholar 

  12. Zu Praxis und Implikationen der Zueignung vgl. nach wie vor Gérard Genette: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt a. M. 2003, S. 115–132.

    Google Scholar 

  13. Vgl. dazu auch Norbert Gstrein: Wem gehört eine Geschichte? Fakten, Fiktionen und ein Beweismittel gegen alle Wahrscheinlichkeit des wirklichen Lebens. Frankfurt a. M. 2004, S. 55–63; Zur Medienlogik der Kriegsberichterstattung

    Google Scholar 

  14. vgl. Gerhard Paul: Bilder des Krieges — Krieg der Bilder. Die Visualisierungen des modernen Krieges. Paderborn 2004; sowie im Blick auf die Literaturgeschichte Manuel Köppen: Das Entsetzen des Beobachters. Krieg und Medien im 19. und 20. Jahrhundert. Heidelberg 2005.

    Google Scholar 

  15. Zur Kategorie des symbolischen Kapitals im Feld der Literatur vgl. Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Frankfurt a. M. 2001, S. 227–282.

    Google Scholar 

  16. Mit den Implikationen tatsächlicher oder vermeintlicher Exklusivität im Zugriff auf historische Ereignisse setzt sich Gstrein bereits in seinem Roman Die englischen Jahre (Frankfurt a. M. 1999) auseinander. Vgl. dazu auch Norbert Gstrein, Jorge Semprun: Was war und was ist. Reden zur Verleihung des Literaturpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung am 13. Mai 2001 in Weimar. Frankfurt a. M. 2001.

    Google Scholar 

  17. In gewisser Weise antizipiert der Text, was dann im Feuilleton perpetuiert wurde, besonders in der aggressiven Kritik Iris Radischs: »Gabriel Grüner gab es wirklich. Er war ein ungemein sympathischer Hamburger Kollege — vor vielen Jahren Hospitant im Feuilleton der ZEIT, in der er seine ersten Literaturkritiken veröffentlichte […].« Iris Radisch: »Tonlos und banal. Wie Norbert Gstrein in seinem Roman Das Handwerk des Tötens nichts über einen ermordeten Journalisten erzählen will«. In: Die Zeit vom 22.12.2003. Gstrein hat auf diese Anwürfe mit einer polemischen Replik und einer Darstellung seiner poetologischen Überlegungen reagiert: Wem gehört eine Geschichte?, bes. S. 76-79 (wie Anm. 16). Vgl. ferner den Überblick über die Rezensionen von

    Google Scholar 

  18. Daniela Strigl: »Ein Buch und seine Rezeption«. In: Norbert Gstrein. Hg. von Kurt Bartsch u. Michael Braun. Graz 2006, S. 197–201.

    Google Scholar 

  19. Diese Beobachtung formuliert bereits Goran Lovrić: »Erzählen aus dritter Hand in Norbert Gstreins Das Handwerk des Tötens. Zeichen der Unsicherheit oder geteilte Erzählperspektive? In: Gedächtnis — Identität — Differenz. Zur kulturellen Konstruktion des südosteuropäischen Raumes und ihrem deutschsprachigen Kontext. Hg. von Marijan Bobinac u. Wolfgang MüllerFunk. Tübingen u. a. 2008, S. 217–230.

    Google Scholar 

  20. Vgl. dazu Helmut Lethen: »Versionen des Authentischen: sechs Gemeinplätze«. In: Hartmut Böhme/ Klaus R. Scherpe (Hg.): Literatur und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle. Reinbek 1998, S. 205–231.

    Google Scholar 

  21. Vgl. zu dieser Dimension Ulrich Bielefeld: »Nation, Religion und postsouveräner Staat im Spiegel soziologischer Selbstthematisierungen«. In: Religionskontroversen in Frankreich und Deutschland. Hg. von Matthias König. Hamburg 2008, S. 58–96; sowie

    Google Scholar 

  22. Gunnar F. Schuppert: »Souveränität — überholter Begriff, wandlungsfähiges Konzept oder >born 1576, but still going strong>?«. In: Souveränität, Recht, Moral. Die Grundlagen politischer Gemeinschaft. Hg. von Tine Stein, Hubertus Buchstein u. Claus Offe. Frankfurt a. M. u. a. 2007, S. 251–269.

    Google Scholar 

  23. Jürgen Neyer: Postnationale politische Herrschaft. Vergesellschaftlichung und Verrechtlichung jenseits des Staates. Baden-Baden 2004, S. 17 u. ö.

    Google Scholar 

  24. Cornelia Vismann: »Kulturtechniken und Souveränität«. In: Zeitschrift für Kultur- und Medienwissenschaften 1 (2010), S. 171–181, hier S. 175.

    Google Scholar 

  25. Zur Figur des Warlords vgl. Alma Kalinski: »Zwischen Europa und Balkan. Das Spiel mit Auto- und Heterostereotypen über Kroaten und Kroatien in Norbert Gstreins Roman Das Handwerk des Tötens«. In: Gedächtnis — Identität — Differenz. Zur kulturellen Konstruktion des südosteuropäischen Raumes und ihrem deutschsprachigen Kontext. Hg. von Marijan Bobinac u. Wolfgang Müller-Funk. Tübingen u. a 2008, S. 231–243.

    Google Scholar 

  26. Vgl. neuerdings dazu Wolfgang Sofsky: Todesarten. Über Bilder der Gewalt. Berlin 2011.

    Google Scholar 

  27. Paul Ricœur: Zeit und Erzählung, Bd. 1: Zeit und historische Erzählung. Übers. von Rainer Rochlitz. München 1988, S. 87.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Michael Neumann.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Neumann, M. Diskretes Begehren. Z Literaturwiss Linguistik 42, 55–66 (2012). https://doi.org/10.1007/BF03379678

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF03379678

Navigation