Abstract
Literary texts let events, people, and settings appear »before the eyes« of the reader. This capacity of producing an effect of evidentia, however, does not single out literature, but is characteristic of other representational media (such as painting or cartoon) and, moreover, of kinds of representation which are not specifically aesthetic (e.g. newspaper reports). This paper discusses a concept of representation which updates the scholarly tradition linked to this term; but most of all, it aims to enlarge the range of the concept’s applicability to the entire variety of »manifest« imaginations induced by signs. On the one hand, this proposal will prove useful in characterizing fictionality, which is not a phenomenon restricted to art, either. On the other hand, the present paper helps disentangle content from form by introducing the distinction between representation and mode of representation. This new distinction will turn out to be relevant for scholarly readings of literary texts.
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Literatur
Vgl. für eine ähnliche Position Mersch, Dieter: »Paradoxien der Verkörperung«, in: Winfried Nöth/ Anke Hertling (Hgg.): Körper–Verkörperung–Entkörperung, Kassel 2005, S. 17–41, hier S. 19.
Die Geschichte des Begriffs der Darstellung wird seit einigen Jahren in der Forschung untersucht. Für die Wiedergabe des Kenntnisstandes zur Begriffsgeschichte sei auf die Forschungsliteratur verwiesen. Vgl. hierzu die folgenden Sammelbände: Hart Nibbrig, Christiaan L. (Hg.): Was heißt ›Darstellen‹?, Frankfurt a. M. 1994
Albes, Claudia/ Frey, Christiane (Hgg.): Darstellbarkeit: Zu einem ästhetisch-philosophischen Problem um 1800, Würzburg 2003. Besonders hervorzuheben, wenn auch nicht unumstritten, ist der Aufsatz von Menninghaus, Winfried: »›Darstellung‹: Friedrich Gottlieb Klopstocks Eröffnung eines neuen Paradigmas«, in: Was heißt ›Darstellen‹?, S. 205–226.
Sprache kurzum bietet weder den einzigen Zugang zur Weltbeschreibung noch in allen Fällen den besten. Zweifel am Primat der Sprache wird auf unterschiedliche Weise geäußert: für eine entwicklungspsychologische Stellungnahme vgl. Tomasello, Michael: Constructing a Language. A Usage-Based Theory of Language Acquisition, Cambridge, London 2003, S. 32–35; für eine linguistische vgl.
Langacker, Ronald W.: Cognitive Grammar. A Basic Introduction, New York/Oxford 2008, S. 32; für eine philosophische bzw. philosophiegeschichtliche vgl.
Bertram, Georg W./ Lauer, David/ Liptow, Jasper/ Seel, Martin: In der Welt der Sprache, Frankfurt a. M. 2008; für eine literaturwissenschaftliche vgl.
Bunia, Remigius: »Literaturwissenschaft als kontrollierter Weltkontakt. Novalis’ universale Poetik und das Wesen der Philologie «, in: Athenäum 18 (2008) S. 15–50, hier S. 48–49.
Sogar analytische Positionen nähern sich dieser Einsicht an. Vgl. Blume, Peter: Fiktion und Weltwissen. Der Beitrag nichtfiktionaler Konzepte zur Sinnkonstitution fiktionaler Erzählliteratur, Berlin 2004
Köppe, Tilmann: Literatur und Erkenntnis. Studien zur kognitiven Signifikanz fiktionaler literarischer Werke, Paderborn 2008.
Vgl. Dörr, Volker C.: »Wie dichtet Klio? Zum Zusammenhang von Mythologie, Historiographie und Narrativität«, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 123 (2004), S. 25–41; Ders.: Mythomimesis, Berlin 2004
Fludernik, Monika: »Metanarrative and Metafictional Commentary: From Metadiscursivity to Metanarration and Metafiction«, in: Poetica 35 (2003) S. 1–39
Bunia, Remigius: Faltungen: Fiktion, Erzählen, Medien, Berlin 2007, S. 206–214.
Eine entscheidende Rolle spielen hier die kulturellen Zuschreibungen an das Medium im Sinne einer Medienmentalität. Vgl. hierzu Köster, Werner: »Medienmentalitäten und Medienevolution: Zentrale Argumentationsweisen zum Verhältnis von Massen- medien und Kultur«, in: Udo Göttlich/ Clemens Albrecht u. a. (Hgg.): Populäre Kultur als repräsentative Kultur. Die Herausforderung der Cultural Studies, Köln 2002. S. 151–170
Dembeck, Till: »Schibboleth/Sibboleth: Phonographie und kulturelle Kommunikation um 1900«, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik Jg. 36 H. 142 (2006) S. 43–68.
Zu ›Erlebnis‹ vgl. Sauerland, Karol: Diltheys Erlebnisbegriff, Berlin/New York 1972. Eine Stärkung des Erlebniskonzeptes regt an
Gumbrecht, Hans Ulrich: The Powers of Philology: Dynamics of Textual Scholarship, Urbana/Chicago 2003, S. 83.
Der Darstellungsbegriff lehnt sich an Fluderniks Begriff des Erzählens im Rahmen ihrer natürlichen Narratologie an. Fludernik kritisiert die Fixierung auf Handlungen in der Erzählforschung und definiert Erzählen als »presentation of experientiality« (Fludernik, Monika: Towards a ›Natural‹ Narratology, London/New York 1996, S. 49). Dabei legt sie eine Studie vor, die die Semantik der Subjektivität charakterisiert.
Vgl. Aristoteles, Rhetorik. Übers. von Gernot Krapinger, Stuttgart 2003, 1416b 19.
Vgl. hierzu Baßler, Moritz: Die kulturpoetische Funktion und das Archiv. Eine literaturwissenschaftliche Text-Kontext-Theorie, Tübingen 2005, S. 119–140.
Hierzu haben nun in der Tat die Neurologie und die Psychologie Stellung zu beziehen, doch ist ein Einwand nicht zu erwarten. Dass natürlich eine Darstellung anders prozessiert wird als eine Nicht-Darstellung, sobald sie als Darstellung erkannt ist, steht auf einem anderen Blatt. Vgl. auch Gerrig, Richard J.: Experiencing Narrative Worlds, New Haven 1993.
Vgl. Wolf, Werner: Ästhetische Illusion und Illusionsdurchbrechung in der Erzählkunst. Theorie und Geschichte mit Schwerpunkt auf englischem illusionsstörenden Erzählen, Tübingen 1993.
Solche Fälle aus dem Realismus analysiert Korten, Lars: Poietischer Realismus. Zur Novelle der Jahre 1848–1888 (Stifter, Keller, Meyer, Storm), Tübingen, erscheint 2009.
Vgl. Walton, Kendall L.: Mimesis as Make-Believe: On the Foundations of the Representational Arts, Cambridge/London 1990. Zu dieser Problematik des ›versehentlich zu weiten‹ Fiktionsbegriffs vgl.
Ryan, Marie-Laure: Narrative as Virtual Reality: Immersion and Interactivity in Literature and Electronic Media, Baltimore/ London 2001, S. 106.
Zipfel, Frank: Fiktion, Fiktivität, Fiktionalität. Analysen zur Fiktion in der Literatur und zum Fiktionsbegriff in der Literaturwissenschaft, Berlin 2001, S. 82–90.
Vgl. Aristoteles, Poetik, Reclam 2001; Kablitz, Andreas: »Kunst des Möglichen: Prolegomena zu einer Theorie der Fiktion«, in: Poetica 35 (2003), S. 251–273.–Dass Aristoteles’ Konzept der poiesis als Fiktion gedeutet werden kann, ist eine These, die besonders von Hamburger und Genette vertreten worden ist. Dahinter steckt ein handwerklicher Aspekt der Fiktion, der noch zu wenig Berücksichtigung gefunden hat: die ›Mache‹, die gleichfalls den Darstellungsmodus im Blick hat. Vgl.
Stanitzek, Georg: »Im Rahmen? Zu Niklas Luhmanns Kunst-Buch«, in: Hank de Berg/ Matthias Prangel (Hgg.): Systemtheorie und Hermeneutik. Tübingen/Basel 1997, S. 11–30, hier S. 19.
Goetz, Rainald: Abfall für alle, Frankfurt a. M. 1999.
Die Abgrenzung zwischen Kunst, Unterhaltung und Populärem ist nach wie vor schwierig. Für bemerkenswerte Positionen hierzu vgl. Plumpe, Gerhard/ Werber, Niels: »Kunst ist codierbar«, in: Siegfried J. Schmidt (Hg.): Literaturwissenschaft und Systemtheorie. Positionen, Kontroversen, Perspektiven, Opladen 1993, S. 9–43
Stäheli, Urs: »Das Populäre in der Systemtheorie«, in: Günter Burkart/ Gunter Runkel (Hgg.): Luhmann und die Kulturtheorie, Frankfurt a. M. 2004, S. 169–188.
Vgl. Baecker, Dirk: Wozu Kultur?, Berlin 2000, S. 106.
Statt ›Darstellungsforschung‹ könnte man kürzer–und treffender–›Rhetorik‹ sagen. Zur genealogischen Verwandtschaft zwischen Rhetorik und Narratologie vgl. Barthes, Roland]: »Introduction à l’analyse structurale du récit«, in: Communications 8 (1966) S. 1–27, hier
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Bunia, R. Fiktion als Darstellung. Z Literaturwiss Linguistik 40, 148–160 (2010). https://doi.org/10.1007/BF03379674
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