Abstract
The essay approaches the subject in the context of generational history. It first looks at the greatly increased interest, evident since about the late 1990’s, in the subject of war children and the associated problems. It then examines the way in which those made fatherless by war, especially sons, have in the long term been shaped by their experiences. Focussing on the concept of the ›fatherless society‹ with its many facets, the essay then charts the changing ideas of masculinity and of the father-role from before the First World War through the modern times. This leads up to the (somewhat speculative) question about ›son-hood‹: could it be, and if so to what extent, that a widespread experience of fatherlessness on both an individual and a collective level has also produced something which might be called ›deprived son-hood‹, with many far-reaching consequences for society? A final short digression deals with some possible ways in which researchers in the two different disciplines of literature and of experience history might profitably exchange ideas in the very wide-ranging field.
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Literatur
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Die folgenden Zitate entstammen der Dissertation von Seegers, Lu: Hör zu! Eduard Rhein und die Rundfunkprogrammzeitschriften (1931–1965), Potsdam 2001, bes. S. 378 ff. In den letzten Jahren ist der Büchermarkt erneut geradezu überschwemmt worden mit Publikationen zur Männer- bzw. Väterrolle, zur »Krise des Mannes« u. Ä.
vgl. etwa Hollstein, Walter: Was vom Manne übrig blieb. Krise und Zukunft des starken Geschlechts, Berlin 2008, und
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Mitscherlich, Alexander: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie, München 1963 (10. unveränderte Auflage 1996, Neuauflage Weinheim 2003). S. dazu die erneute kritische Auseinandersetzung mit Mitscherlichs Thesen bei
Heim, Robert: Utopie und Melancholie in der vaterlosen Gesellschaft, Gießen 1999, bes. S. 109–159.
S. dazu den kritischen Essay von Matussek, Matthias: Die vaterlose Gesellschaft. Überfällige Anmerkungen zum Geschlechterkampf, Reinbek bei Hamburg 1998.
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S. dazu Radebold, Hartmut (Hg.): Kindheiten im II. Weltkrieg und ihre Folgen, Gießen 2004, sowie ders.: Die dunklen Schatten unserer Vergangenheit. Ältere Menschen in Beratung, Psychotherapie, Seelsorge und Pflege, Stuttgart 2005.
Vgl. etwa das mit Blick auf den vaterlos aufgewachsenen Exkanzler Gerhard Schröder von den Medien geprägte ironische Etikett »Generation Gerd« für diese Altersgruppe (s. dazu den Artikel von Stefan Willeke: »Aus und vorbei. Warum Rot-Grün mich enttäuscht hat und ich es trotzdem vermissen werde«, in: Die Zeit Nr. 23 vom 2.6.2005, S. 75). Anregungen, in dieser Richtung weiter zu denken, liefert das Buch von Leinemann, Jürgen: Höhenrausch. Die wirklichkeitsleere Welt der Politiker, München 2004, bes. die Kapitel »Die Kriegskinder« und »Die Trümmerkinder«. S. auch
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Herles, Wolfgang: Neurose D. Eine andere Geschichte Deutschlands, München/Zürich 2008.
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Reulecke, J. Zwei Söhnegenerationen ohne Väter. Z Literaturwiss Linguistik 40, 23–38 (2010). https://doi.org/10.1007/BF03379666
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