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Diu bluotes mâl Ambiguisierung der Zeichen und literarische Programmatik in Wolframs von Eschenbach Parzival

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Beitrag projiziert die Aussagen zum hakenschlagenden Erzählen, wie sie im Prolog des Parzival dargelegt sind, auf den erzählerischen Gebrauch der dinglichen Zeichen. Dabei ist bemerkenswert, daß sich der Zeichenstatus in Vorgeschichte und Haupthandlung deutlich voneinander unterscheidet, sich eine abstrakte von einer vordifferentiellen Sicht der Zeichen abhebt, deren Ineinander den Grals- und Minnebereich, Lanzenschauspiel und Blutstropfenszene, miteinander verbindet.

Abstract

The article takes the statement made in the prologue of Wolfram’s Parzival, which compares the mode of narration to a hare in flight, as a starting point to explore the narrative usage of material signs throughout the romance. It is striking that the status of these signs changes remarkably, when comparing their depiction in the Gahmuret episode to their usage in the main part of the romance. Here, an abstract notion of signs can be differentiated from a pre-reflexive one. The linkage of those two conceptions connects the sphere of the grail with the sphere of Minne, as well as the episode narrating the presentation of the lance with the blood drops scene.

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Literature

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Quast, B. Diu bluotes mâl Ambiguisierung der Zeichen und literarische Programmatik in Wolframs von Eschenbach Parzival. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 77, 45–60 (2003). https://doi.org/10.1007/BF03375669

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