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“Der Knabe lebt!” Über Christus-Imitationen bei Wagner, Nietzsche und Thomas Mann

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Schluß des Tristan führt ein säkularisiertes Kreuzesemblem auf. Diese Imitation wird vielleicht schon vom Nietzsche der Vierten Unzeitgemäßen kritisiert. Der Zarathustra versucht umso mehr, Christus-Parodie und Realisierung des Gesamtkunstwerks zu sein. Auch Thomas Manns Joseph will Wagner überbieten, auch in ihm steht die Tradition von Kreuz und Auferstehung auf dem Spiel.

Abstract

The end of Tristan depicts a secularized emblem of the cross. This imitation has perhaps already been criticized by the Nietzsche of the Vierten Unzeitgemäßen. Zarathustra tries all the more to be the parody of Christ as well as the realization of the ‘Gesamtkunstwerk.’ Thomas Mann’s Joseph is also an attempt to surpass Wagner, and in this work too is at stake the tradition of cross and resurrection.

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Literatur

  1. Nur zu deutlich sind auch die Alliterationen. Einen Teil dieser Venedig-Dichtungen zitiert Sander L. Gilman, “‘Braune Nacht’: Friedrich Nietzsche’s Venetian Poems,” in Nietzsche-Studien, hg. v. Mazzino Montinari (1972), II, 249–258. Vgl. Walter Pabst, “Satan und die alten Götter in Venedig — Entwicklung einer literarischen Konstante,” Euphorion, 49 (1955), 335–359. — Gilman verweist dann aber auch im Anschluß an Viëtor auf eine wesentlich ältere Tradition, auf Dantes Inferno. Dort findet sich nämlich die impressionistische Formulierung von der braunen Nacht: Lo giorno se n’andava, e l’aer bruno toglieva gli animai, che sono in terra, dalle fatiche loro … Zum ‘Gag’ wird diese Entdeckung, wenn man bedenkt, daß dies das Motto ist zu Thomas Manns Dr. Faustus, dem Nietzsche-Roman.

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  2. Wagner, X, 91f. Dasselbe Meeresbild wendet Nietzsche contra Wagner als kritisches auf die ‘unendliche Melodie’ an. Grundlosigkeit, Chaos kennzeichnen diese Metapher des späten Nietzsche. Musik und Meer sind auch eins im LXIX. Gedicht der Fleurs du Mal. Zum Meeressymbol bei Mann vgl. Zaubertrank, 98ff. Zum idealistischen Hintergrund vgl. jüngst Andreas Siekmann, “Die ästhetische Funktion von Sprache, Schweigen und Musik in Hölderlins ‘Hyperion,’” DVjs, 54 (1980), 47–57, bes. 47f. “Laut erklingendes(n) Schweigen,” “immer beredter werdendes(n) Schweigen” (Wagner, I, 217f.) heißt in der Zukunftsmusik die unendliche Melodie. “Die tiefe Kunst des tönenden Schweigens” ist die des Tristan. “Vom Verschweigen über das scheinbar lösende Gespräch zum wirklichen Schweigen, das den Tod bedeutet: dies ist die große … dramatische Bewegung, auf der Wagners Tragödie beruht.” So faßt Hans Mayer seine Ergebnisse zusammen: “Tristans Schweigen,” in W. Wagner, S. 97–106, S. 100. Wie wahr also, wenn Serach von der Musik als dem “höheren Schweigen” singt (s.u.). Bei Mallarmé wurde daraus der musicien du silence. Für das folgende vgl. W.F., Zaubertrank, 434ff.

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  3. Für diese und weitere Christus-Imitationen bzw.-Typologien vgl. W.F., Zaubertrank, 436ff., 440ff. Dort auch S. 436 das Zitat aus der Matthäuspassion, das die (ungewollte) Parallele zu Wagner unterstreicht. Vgl. auch Tim Schramm, “Joseph-Christus-Typologie in Thomas Manns Josephsroman,” Antike und Abendland, 14 (1968), 142–171.

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Frizen, W. “Der Knabe lebt!” Über Christus-Imitationen bei Wagner, Nietzsche und Thomas Mann. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 55, 476–494 (1981). https://doi.org/10.1007/BF03375070

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