Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert, inwieweit Langzeitkonten einen Beitrag zur lebenslauforientierten Zeitgestaltung leisten können. Er zeigt zunächst, dass Betriebe und Beschäftigte von Langzeitkonten bzw. Wertguthaben noch wenig Gebrauch machen und die Guthaben vor allem für rentennahe Arbeitszeitreduzierungen nutzen. Ferner macht der Beitrag deutlich, dass Wertguthaben kein Instrument darstellen, das für alle Beschäftigten/ Beschäftigungsformen gleich gut funktionieren kann. Zu ungleich sind die zeitlichen und finanziellen Ressourcen verteilt, größere Guthaben anzusparen und diese zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen, das Erwerbsleben vorzeitig zu beenden oder Phasen der beruflichen Weiterbildung oder der Pflege- oder Familienzeiten zu organisieren. Für Teilgruppen von Beschäft igten können Wertguthaben aber einen hilfreichen Baustein in einer demografi eorientierten Arbeitszeitpolitik bilden.
Abstract
This paper discusses if long-term time accounts are an appropriate instrument to pave the way towards biography-oriented working time arrangements. As empirical findings show, up to now only a small number of companies and employees makes use of these new forms of working time arrangement. It should be noted that long-term accounts as defined by the given law are not an instrument that is easy adaptable for all employee groups. Time as well as financial resources are too unequally distributed between employees to make it possible for all to save enough credits in order to take greater leaves at a later time, be it for times of family care, advanced trainings or early retirement. For some employee groups, however, working time accounts can be a helpful building stone in a series of measures of biography sensible working time policies.
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Seifert, H. Arbeitszeitkonten — Ein Ansatz für lebenslauforientierte Zeitgestaltung?. Z. Arb. Wiss. 68, 67–71 (2014). https://doi.org/10.1007/BF03374426
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