Zusammenfassung
Da jedwede unternehmerische Entscheidung mit Risiken (und Chancen) verbunden ist, wird der Mensch zum dominierenden Risikofaktor. Zwangsläufig muss man sich beim Strategischen Management auch mit dem Management von Risiken beschäftigen, denn strategische Risiken resultieren aus Fehlern in der strategischen Planung bzw. dem strategischen Management eines Unternehmens. Bei allen Risikokategorien (Marktrisiken, Kreditrisiken, operationale Risiken etc.) kann die letztendliche Ursache — im Ursache-Wirkungs-Diagramm — auf den Faktor Mensch zurückgeführt werden. Insbesondere die Bewertung von Risiken hängt jedoch von unserer ganz subjektiven und damit höchst unterschiedlichen Risikowahrnehmung ab und ist damit letztlich Vorgang und Ergebnis einer hochkomplexen Reizverarbeitung. Das Material, aus dem Risiken konstruiert werden, liefern unsere Sinnesorgane. Wir filtern in komplexen Entscheidungssituationen häufig nur diejenigen Informationen heraus, die analytisch gerade noch fassbar sind und / oder die wir unbedingt benötigen, um eine Entscheidung zu treffen. Parallel führt die zunehmende Komplexität der Unternehmensumwelt bzw. der globalen Gesellschaft zu neuen und zunehmenden Risiken sowie einer komplexeren Risikolandkarte. Um Verhaltensrisiken und die komplexere Risikolandkarte proaktiv zu steuern, müssen die positiven und negativen Rückkoppelungen der Risiken in einem integrierten Risikomanagement-Ansatz berücksichtigt werden. In diesem Kontext wird zukünftig eine integrierte Gesamtrisikosteuerung unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der psychologischen Risikoforschung an Bedeutung zunehmen.
Abstract
Risk and uncertainty are part of our life. Risk is a dynamic, ever-present element of modern business. In the 21st century, companies see themselves confronted with totally new challenges as a consequence of changed framework conditions. An increasingly global competition on deregulated markets, growing complexity as well as rapid developments in the field of information technology cumulate opportunities, but also risks for the companies. Over the past three decades risk managers have adopted all varieties of complex quantitative systems for quantifying and managing risk. In the future it will be important to develop integrated Risk Management methods and to bridge the gap between risk psychology and quantitative risk management. Only this overall picture represents a complete view of the company’s risk, including the human factor risk. The Prospect theory (first introduced by Kahneman and Tversky in 1979) for example is a well established descriptive theory of human behaviour under risk. In the future the most successful companies - in the long run - will be those that optimally turn opportunities to advantage while employing measures to control and overcome the overall risk landscape - including the human factor risk.
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Der Beitrag basiert auf einem Vortrag des Verfassers auf einer Veranstaltung der Abteilung für Versicherung und Technik im DVfVW am 26. Oktober 2005 in Unter-föhring bei München. Der Verfasser ist Chefredakteur der Zeitschrift RISIKO MANAGER, Herausgeber und Gründer von RiskNET (www.risknet.de) sowie Vorstandsmitglied der Risk Management Association (RMA e.V.).
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Romeike, F. Der Risikofaktor Mensch —die vernachlässigte Dimension im Risikomanagement. ZVersWiss 95, 287–309 (2006). https://doi.org/10.1007/BF03353508
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