6 Zusammenfassung
Die in erster Linie auf „übliche“ Gebäude zugeschnittenen gesetzlichen Brandschutzanforderungen erweisen sich bei baulichen Anlagen besonderer Art oder Nutzung oft als zu unflexibel. In solchen Fällen kann mit Hilfe ingenieurmäßiger Methoden das Brandrisiko individuell und optimal abgedeckt werden. Entsprechende wissenschaftliche Grundlagen sind vorhanden und werden im Rahmen der internationalen Brandschutzforschung mit Hochdruck weiterentwickelt. In der Praxis haben die aus theoretischen und experimentellen Untersuchungen abgeleiteten und durch Großbrandversuche und praktische Branderfahrungen bestätigten Berechnungsmodelle schon oft bei der Klärung strittiger Fragen weitergeholfen, wie in diesem Beitrag an drei Anwendungsbeispielen aus der eigenen Begutachtungspraxis demonstriert wird.
Abschließend wird über die Entwicklung des rechnergestützten Systems SAFIR berichtet, in dem die derzeit verfügbaren Ingenieurmethoden nach dem Stand von Wissenschaft und Technik in einer Prozedurenbibliothek als Hilfsmittel für umfassende, risikogerechte Beurteilungen von Gebäuden besonderer Art und Nutzung implementiert sind. Für Beurteilungen auf „normalem“ Niveau sind die Brandschutzvorschriften nach dem Baurecht und die Brandschutzmaßnahmen nach dem geltenden Normenwerk in einer Regeldatei erfaßt. Schließlich bietet eine umfangreiche Datenbank mit Daten aus Brandberichten der Feuerwehr, aus Schadensakten von Feuerversicherern und aus Brandschutzgutachten von Sachverständigen eine Basis für statistische Aussagen im Rahmen einer Abschätzung des Brandrisikos anhand der Gebäudeart und -nutzung.
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Vortrag vor der Abteilung für Versicherung und Technik des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft am 18. November 1993 in München.
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Hosser, D. Das Risiko Feuer aus der Sicht von Wissenschaft und Technik. Zeitschr. f. d. ges. Versicherungsw. 82, 511–533 (1993). https://doi.org/10.1007/BF03188402
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