Zusammenfassung
Die Augenoptikerschaft hat sich bereits vor vielen Jahrzehnten ein Regelwerk zur Qualitätssicherung bei der Brillenherstellung gegeben. Die vom Reichsausschuß für Lieferbedingungen (RAL) erstellten Tabellen quantifizieren u. a. die noch erlaubten Abweichungen (Toleranzen) des Brillenglasmittelpunktes von der Pupillenmitte.
An 153 Brillen wurde überprüft, wie oft diese Vorschriften eingehalten wurden: etwa die Hälfte aller Gläser waren in der Horizontalen nicht nach Vorschrift gefertigt. Ursachen für die gehäufte Überziehung der Toleranz liegen z.T. in technischen Mängeln der Meß- und Fertigungsgeräte. Mit ihnen ist bestenfalls 0,5 mm Fertigungsgenauigkeit zu erreichen. Das ist für viele Glasarten oder -stärken ausreichend, bei einigen jedoch nicht genau genug. Hauptursachen sind aber Einsatz ungeeigneter Geräte, Nachlässigkeit bei der Fertigung oder bewußtes Überziehen der höchstzulässigen Abweichungen.
Konsequenzen ergeben sich fürGeräte- und Glashersteller die entweder präzisere Instrumente erzeugen oder von undurchführbaren Fertigungsanforderungen Abstand nehmen sollten.
DieOptikerschaft sollte entscheiden, ob sie an den zu rigorosen Tabellen festhalten möchte oder nach neuen physiologisch korrekten und technisch praktikablen Gütebestimmungen fertigen will.
Da gelegentlich auch hohe Abweichungen beschwerdefrei vertragen werden, sollten die Grundlagen der RAL-Tabellen neuerlich und vonMedizinern im wissenschaftlichen Sinn überprüft werden.
Dabei wird sich auch klären, ob und wie der Augendrehpunkt von außen verläßlich zu bestimmen ist, welche Gründe insgesamt für Brillenunverträglichkeit bestehen und ob der Verordnung schwacher Prismenbrillen therapeutischer Effekt zukommt.
Summary
Already many decades ago the opticians laid down requirements for quality assurance in the manufacturing process of spectacles. The tables compiled by the Reichsausschuß für Lieferbedingungen (RAL) (German Committee on terms of delivery) include a quantification of the maximum permissible tolerances for the distance between the centre of the spectacle lens and the centre of the pupil.
153 spectacles were tested in order to determine whether these requirements are actually met: approximately half of all glasses did not comply with the maximum permissible tolerance in the horizontal line. The reasons for the lack of compliance were technical shortcomings of measuring and manufacturing equipment, which at best ensure a manufacturing precision of 0.5 mm. This deviation from the maximum permissible tolerance may be acceptable for some types of glasses or dioptric powers, is, however, unsatisfactory in other cases. The main reasons for the deviation from the requirements are the use of inappropriate instruments, negligence or deliberate deviations.
As a consequence, the manufacturers of manufacturing equipment and eye glasses either ought to produce more precise instruments or refuse to comply with manufacturing requirements they do not consider to be feasible.
The opticians should decide whether they want to stick to these apparently too rigorous tables or whether they want to produce eye glasses on the basis of new, physiologically correct and technically feasible quality criteria.
Since sometimes even considerable deviations from the requirements are well tolerated the basis for the RAL tables ought to be scientifically reviewed.
Such a review would also show whether and how the pivot point of the eye can be reliably determined from the outside, what reasons lead to eye glasses not being tolerated and whether the prescription of weak prismatic glasses has any therapeutic effect.
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Nach einem Vortrag bei der Fachgruppentagung der Landesinnung Wien der Augenoptiker und Hörgeräteakustiker am 13. 12. 1994.
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Derka, H. Patienten-Pupillardistanz und Brillenglas-Mittenabstand Untersuchungen zur erreichten und erreichbaren Fertigungsgenauigkeit von Korrektionsbrillen. Spektrum Augenheilkd 10, 116–128 (1996). https://doi.org/10.1007/BF03164112
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF03164112
Schlüsselwörter
- Pupillardistanz
- Brillenglasmittenabstand
- RAL-Tabelle
- Brillenfertigungstoleranz
- prismatische Brillenglasnebenwirkung