Zusammenfassung
Die Wirkungen von Umweltfaktoren/Arbeitsbedingungen auf die menschliche Gesundheit wurden bisher vorrangig aus physikochemischer und biomedizinischer Perspektive betrachtet. Der Einfluß von Risikowahrnehmungen auf die Gesundheit wurde bisher kaum untersucht. Die subjektive Wertung des häufigen Auftretens von belastend empfundenen Umweltbedingungen (hier die Arbeitsbedingungen schlechte Luft, Staub in der Luft, Lösungsmittel, Gase, Dämpfe, Chemikalien, Staub auf Boden, Rauchen, Rauch) hat einen Einfluß auf das Risiko des Eintretens von Befindlichkeitsstörungen oder auf das Erkrankungsrisiko. Entsprechende Zusammenhänge wurden gefunden für Kopfschmerzen, Husten und Auswurf, Bronchitis, grippale Infekte, Schnupfen, Abgespanntheit, Allergien, hautkrankheiten, konzentrationsmangel, Vergeßlichkeit, Appetitlosigkeit, schwere Durchfallerkrankung, starke Infektanfälligkeit und Übelkeit. Eine Verifizierung der entsprechenden Arbeitsplatz-expositionen mittels Expertenbewertung und Arbeitsplatzanalyse gelang in der Regel nicht. Dies kann auch bedeuten, daß die Wirksamkeit einer definierten Umweltbedingung (hier Arbeitsbedingung) statistisch unterschätzt bzw. einer Erfassung sich völlig entzieht, weil die einzelnen Expositionen nicht bzw. unzureichend operationalisiert werden können. Die hier «gefundenen» erhöhten Risiken für Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten sind Auswirkungen der als belastend empfundenen bzw. wahrgenommenen Arbeitsbedingungen oder mehr verallgemeinert — gesundheitliche Effekte von Risikowahrnehmungen.
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Vortrag gehalten auf der Fortbildungsveranstaltung für die Öffentlichen Gesundheitsdienst vom 5. bis 7. März 1997 in Berlin
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Wiesner, G., Grimm, J. Gesundheitliche Effekte von Risikowahrnehmungen. Bundesgesundhbl. 40, 394–398 (1997). https://doi.org/10.1007/BF03042923
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF03042923