Zusammenfassung
Aus unserer Untersuchung ergibt sich:
1. Die Xanthogenierung erfolgt aus räumlichen Gründen in erster Linie in Stellung 2 der Glukosereste, und zwar ausschließlich in den Oberflächen der kristallisierten Bereiche bzw. im amorphen Faserteil.
Mit fortschreitend er Einwirkung von Schwefelkohlenstoff wird auch die Hydroxylgruppe in 6 in steigendem MaBe fur die Xanthogenierung herangezogen. Es ist keine Andeutung für eine Reaktion in Stellung 3 gebunden werden.
2. Die Umsetzung mit Schwefelkohlenstoff ist in quantitativer Hinsicht gekoppelt mit der Bindung von Alkali durch die Zellulose.
Es besteht die Möglichkeit, daß das Alkali in Stellung 6 gebunden wird, wodurch die Aktivierung der Stellung 2 verursacht werden könnte. W. Schramek 18) hat aus röntgenographischen Daten entnommen, daß in Alkalizellulose I die Alkalibindung bevorzugt in Stellung 6 erfolgt. Dies würde fur den angenommenen Verlauf sprechen. Doch sind wir der Meinung, daß eine endgültige Entscheidung der Frage, ob die Xanthogenierung an der Stelle der Alkalibindung oiler an anderer erfolgt, noch nicht möglich ist.
Wenn man aus den Ergebnissen von Versuchen an einfachen Alkoholen auf die Xanthogenierung schließen darf, dann ware nicht unbedingt notwendig, die Umsetzung mit Schwefelkohlenstoff an der Stelle der Alkalibindung anzunehmen.
3. Die Xanthogenierung verläuft mit Sicherheit nur im amorphen Teil der Faser bzw. an den Oberflächen der kristallinen Bereiche, da auch bei sehr lang dauernder Umsetzung mit uberschüssigem CS2 beträchtliche Mengen Glukose bzw. Zellobiose nachweisbar sind.
Auch eine theoretische Uberlegung unter Berücksichtigung des Molekülmode lls, der Fasermodelle und der verschiedensten Umsetzungen der Zellulose in heterogener Phase spricht für diese Annahme.
4. Mit fortschreitender Vorreife werden die amorphen Faserbereiche lurch die Entstehung von Störstellen vergrößert, so daß der Xanthogenierungsgrad zunimmt. Diese Zunahme ist jedoch nicht sehr bedeutend und kann nicht als Maßstab für die Löslichkeit des betreffenden Xanthats gelten.
Eine ähnliche Auflockerung des Fasergefüges erfolgt durch Säureabbau und mechanische Feinstzerkleinerung.
5. Der Xanthogenierungsgrad eines Zellstoffesist kein absolutes Maß dafür, ob mit diesem Zellstoff eine gut odes schlecht filtrierende Viskose erhalten werden kann.
Literatur
Zusammenfassung, Chemiker-Ztg.67, 197 (1943).
Kolloidchem. Beih.42, 331 (1935).
Fink, Stahn und Matthes, Z. angew. Chem.47, 602 (1934).
Kolloidchem. Beih.48, 100 (1938).
Ber. Dtsch. chem. Ges.62, 2572 (1929).
S. a. K. Ph. Jung, Kolloid-Z.108, 120 (1944).
Ann.464, 43 (1928).
Z. B. Ber. Dtsch. chem. Ges.56, 758 (1923); Cellulosechem.7, 17 (1926).
Z. physik. Chem. Abt. A162, 187 (1932).
Ann.464, 43 (1928);470, 104 (1929);483, 132 (1930).
F. Micheel, Chemie der Zucker (Leipzig 1939), 34, 82, 120, 152; J. Amer. chem. Soc.53, 4456 (1931);56, 366 (1932); Rec.56, 613 (1937); Coll. Techn.3, 499 (1931); Chem. Cbl.1932, I, 2160; Liebigs Ann. Chem.472, 217 (1929); Ber. Dtsch. chem. Ges.58, 2593 (1925);35, 836 (1902).
P. H. Hermans, Kolloid-Z.102, 177 (1943).
H. Staudinger, W. Döhle und O. Heick, J. Chem.161, 191 (1943).
J. makrom. Chem. (3)1, 76 (1943).
Atti X. Congr. Intern. Chem.4, 117 (1938).
J. prakt. Chem.156, 261 (1940).
Kolloid-Z.109, 14 (1944).
Kolloidchem. Beih.40, 130 (1934).
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Lauer, K., Jaks, R. & Skark, L. Zur Kenntnis der Xanthogenierung von Zellulose. Kolloid-Z. 110, 26–34 (1945). https://doi.org/10.1007/BF03036499
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF03036499