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Über Kampfgasvergiftungen. VIII. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen nach Vergiftung mit Dichloräthylsulfid unter Berücksichtigung der Tierversuche

Assistent am Pathologischen Institut der Universität Berlin

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Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin

Zusammenfassung

Aus den histologischen Befunden bei der Vergiftung durch Dämpfe oder Nebel von Dichloräthylsulfid ergibt sich im wesentlichen folgendes: Die wichtigsten Veränderungen, von denen sich die Hauptzüge des Krankheitsbildes ableiten lassen, sind die von dem Gift bei der ersten Berührung gesetzten Schädigungen, die örtlichen Wirkungen. Die ersten Berührungsorte sind die Zellen der Körperoberfläche, der Haut, der Atemwege und der Augen. An der Haut leiden in erster Linie die Epidermiszellen, durch deren Schädigung auch die Capillaren des Papillarkörpers und der tieferen Schichten angegriffen werden. Die Schädigung der Capillaren zeigt sich in ihrer Erweiterung und Durchlässigkeit; durch die Capillarerweiterung ist die Hautrötung bedingt; das aus den durchlässigen Capillaren austretende Exsudat läßt die Gewebe anschwellen. Durch die Exsudation nach der Oberfläche entstehen auf der Haut die Blasen, auf den Schleimhäuten die Pseudomembranen der oberen und tieferen Luftwege; aus den durchlässigen Capillaren kommt es allenthalben auch zu Blutaustritten. Die Alteration der Epithelzellen muß also als Ausgangspunkt für die anschließenden Entzündungsvorgänge angesehen werden; im Verlaufe der Entzündungen kommt es zu Nekrosen mit geringer Neigung zur Heilung.

Durch die geschädigten Eintrittspforten gelangt das Gift ins Blut, und die resorptiven Wirkungen kommen zur Geltung, sobald das Gift den übrigen Organen zugeführt ist, in denen es vor allem zu Kreislaufstörungen kommt. Das ins Blut gelangte Gift schädigt aber auch das Blut selbst, und zwar die roten Blutkörperchen; die Giftwirkung auf die Blutkörperchen, die in einem verstärkten intravasculären Zerfall besteht, wird durch die in Milz und Leber gefundene Hämosiderose offenbar.

Die Hartnäckigkeit aller Schädigungen der Haut und der Atmungsorgane, die Schädigung der roten Blutkörperchen, die Zirkulationsstörungen bedingen einen allgemeinen toxischen Stoffzerfall, der sich in einem starken Schwund der Fettvorräte des Körpers, in atro-phischen Zuständen in Herz und Leber mit Ablagerung von Abnutzungspigment kennzeichnet.

Der Ds.-Stoff schädigt also die Epithelzellen, die Capillaren, die roten Blutkörperchen und auch den Stoffwechsel. Durch die histologischen Untersuchungsergebnisse werden die chemischen und pharmakologischen Befunde im wesentlichen bestätigt und ergänzt.

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Literatur

  1. = Dichloräthylsulfid.

Literatur

  1. Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geh.-Rat Lubarsch, spreche ich an dieser Stelle für die Förderung, die mir durch seine anregende Teilnahme an den Arbeiten der Kampfgaspathologie zuteil geworden ist, meinen verbindlichsten Dank aus

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Heitzmann, O. Über Kampfgasvergiftungen. VIII. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen nach Vergiftung mit Dichloräthylsulfid unter Berücksichtigung der Tierversuche. Z. f. d. g. exp. Med. 13, 484–522 (1921). https://doi.org/10.1007/BF02998614

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