Anatomischer Befund bei nuclearer Lähmung des Vertikalblicks

Zusammenfassung

Wir berichten über den klinischen und anatomischen Befund eines Falles mit sog. nuclearer Lähmung des Vertikalblicks bei rechtsseitiger Oculomotoriuslähmung. Es fand sich unter anderem als Folgewirkung des etwa 11 Monate vor dem Exitus entstandenen Herdes im rubrothalamischen Gebiet eine Degeneration der rechten zentralen Haubenbahn bis in die Hauptolive hinein. Eine Pseudohypertrophie der Oliven warnicht vorhanden (demgemäß auch keine Myoklonien im klinischen Bild).

Die Beziehungen der roten Kerne zum Mechanismus der Lähmung des Vertikalblicks wird hervorgehoben. Es werden Gründe dafür vorgebracht, daß die rubro-olivare Bahn ein Teilgebiet desafferenten Schenkels von Tonusreflexen ist und daß sie Beziehungen hat zuInnervationsgefühlen im Sinne vonMeynert, bzw.Innervationsempfindungen im Sinne vonv. Uexküll. Diese Innervationsempfindungen entsprechen dem wechselnden Geschehen im extrapyramidal-motorischen System; sie werden gleichsamsensibel gemacht durch statisch-labyrinthäre Signale, die auf den vestibulo-rubralen Wegen (Whiteaker undL. Alexander) in die roten Kerne gelangen. Sie entsprechenWirkzeichen im Sinne vonv. Uexküll und treten über das olivo-cerebellare System in Wechselwirkung mit propriorezeptiven spino-cerebellaren Signalen aus der Quelle des Muskelsinns, die alsMerkzeichen im Sinnev. Uexkülls zu betrachten sind. Die (an einem cerebellaren Fall mit Verkehrtsehen gewonnene) Auffassung über die Leistungen des olivo-cerebellaren Systems wird durch Einfügung des Sonderfalles der Myoklonien vervollständigt.