Über Störungen des Raum- und Zeiterlebens bei Verletzungen des Hinterhauptlappens

Zusammenfassung

Fünf Fälle mit Störungen des räumlichen und zeitlichen Erlebens, wovon vier eine Verletzung des Hinterhauptslappens aufwiesen, werden beschrieben, worauf eine Analyse und Deutung der Symptome versucht werden. Im ersten Fall bestand im Anschluß an die Verwundung ein vorübergehendes Schiefsehen, beimzweiten war eine Metamorphopsie und nach Aufhören derselben eine eigenartige Lesestörung mit Scheinbewegungen in der Richtung der Hauptausdehnung des vorliegenden homonymen parazentralen Skotoms das im Vordergrund stehende Symptom. Bei der Besprechung beider Fälle, denen eine Aufhebung der „Schwere“ des Gesichtsfeldes im SinnePötzls gmeinsam ist, wird besonders die Möglichkeit der Beeinflussung der Vorgänge in der optischen Sphäre durch das Labyrinth besprochen. Das den folgenden drei Fällen Gemeinsame besteht darin, daß sie das Tempo der Vorgänge in der Außenwelt beschleunigt erlebten („Zeitrafferphänomen“ nachPötzl). Dieses Phänomen hat offenbar die Bedeutung eines Initialsymptoms bei Herderkrankungen des rechten Occipitallappens. Seine anatomischen Beziehungen zum Gefäßgebiet der Art. temporalis post.(Pötzl) und die mögliche Bedeutung labyrinthärer Komponenten beim Zustandekommen des Zeitrafferphänomens werden besprochen. Der vierte Fall erlebte auch die eigenen Bewegungen beschleunigt; es bestand also eine Einbeziehung der kinästhetischen Sphäre in das Zeitraffererlebnis. Es wird ein fünfter Fall angeschlossen, bei dem es sich nicht um eine Herderkrankung des Gehirns, sondern um einen Tumor der Nebennierenrinde handelt und der ein Zeitrafferphänomen für akustische Eindrücke und eien Störung des Tiefensehens nur während hypoglykämisch bedingter Hungeranfälle bot.