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Zusammenführung von Altlastenbewertung und Sanierungszielfindung

  • Bewertungsverfahren
  • Bodenkontaminationen
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Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Beitrag beschreibt die Harmonisierung des seit 1987 in der Praxis angewandten Altlasten-Bewertungsverfahrens (B-W) mit einem 1992 von der LfU vorgeschlagenen Verfahren zur Sanierungszielfindung. Dadurch soll die Kompatibilität zwischen abgeleiteten Größen wie Rangfolge bzw. generellem Handlungsbedarf und kondkreten Schadstoffrestkonzentrationen im Sickerwasser oder Eluat und im Boden erreicht werden.

DasBewertungsverfahren dient der Priorisierung von Altlasten und der Ermittlung von Handlungsbedarf. Zunächst werden Altlasten aufgrund ihrer hypothetischen Ablagerbarkeit bestimmten Deponieklassen nach LAGA zugeordnet, die ohne chemische und toxikologische Kenntnisse handhabbar sind und einem Wert für die Stoffgefährlichkeit, dem Risikoindex (ro) entsprechen, in dem die Zusammensetzung und das toxikologische Potential der vermuteten Inhaltstoffe implizit enthalten ist. Standortvariable, die eine Änderung der Schadstoffemission gegenüber einer definierten Vergleichslage bewirken, werden durch Risikozuschläge (z.B. Lage im Grundwasser) oder-abschläge (z.B. natürliche oder künstliche Barrieren) berücksichtigt. Während der Bearbeitung einer Altlast wird der Kenntnisstand in vier Stufen (Beweisniveaus) erweitert, wobei auf jedem Beweisniveau eine neue Bewertung stattfindet. Auf den höheren Beweisniveaus muß auch ein höheres Risiko vorliegen, um weiteren Erkundungsaufwand bzw. Sicherungs- oder Sanierungsmaßnahmen zu begründen.

Eine aus vier Ebenen bestehende Hierarchie von Sanierungszielen gibt für altlastenrelevante Schadstoffe gestaffelte Restschadstoffgehalte als Orientierungswerte an, die wissenschaftlich gestützt sind und auf Standardannahmen der Exposition beruhen [Sanierungszielebene 1 (S1)=quasi natürlich, S2 = ökotoxikologisch verträglich, S3=humantoxikologisch verträglich bei sensiblen Nutzungen, S4 =Sicherung bzw. Sanierung bei standortspezifischer (partieller) Nutzungseinschränkung]. Es wird vorgeschlagen, jeweils die anspruchsvollste Zielebene anzusteuern, die mit angemessenen Kosten und unter Beachtung sonstiger Belange des Wohls der Allgemeinheit erreichbar ist (Versuch einer Ökobilanzierung). Den vier Sanierungszielebenen ist jeweils ein auf die Fläche der Altlast bezogener angemessener Kostenrahmen zugeordnet. Damit ist das Sanierungszielkonzept ein flexibles Instrument, das den Ermessensspielraum der Verwaltung zwischen Vorsorgedenken auf der einen Seite und Beachtung der Verhältnismäßigkeit auf der anderen optimal strukturieren kann. Durch Vorgabe dieses Gesamtkonzepts und dazugehöriger Orientierungswerte würde eine landeseinheitliche Bearbeitung gewährleistet bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Gegebenheiten des jeweiligen Einzelfalles.

In einem ersten Ansatz wurden zunächst die im Bereich einer Altlast gemessenen Schadstoffgehalte (c) als Verhältnis zum regionalen Hintergrund (c/S1), zu einem umwelttoxikologisch abgeleiteten Richtwert (c/S3) sowie einer letalen Konzentration (c/LC) ausgedrückt und den bewertungsrelevanten Risikoindices 0, 3 und 12 zugeordnet. Diese drei Konzentrationen legen somit als Eckpunkte dieRisiko-Kennlinie (r’ gegen c) eines Schadstoffes fest. Durch die Skalierung des Risikoindexes für Einzelstoffe (r’) und die Wahl der Eckpunkte wurde erreicht, daß das Auftreten von Handlungsbedarf im Bewertungsverfahren (r′=4) gerade mit dem Schwellenwert für den Sanierungseinstieg (SE) zusammenfällt, der auf umwelttoxikologischen Kriterien basiert. Für Schadstoffe ohne umwelttoxikologischen Richtwert (S3) wird dieser nach einem am WaBoLu entwickelten toxikologischen Beurteilungsraster ermittelt.

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von der Trenck, K.T., Ruf, J. & Dieter, H.H. Zusammenführung von Altlastenbewertung und Sanierungszielfindung. UWSF - Z Umweltchem Ökotox 5, 135–144 (1993). https://doi.org/10.1007/BF02938310

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF02938310

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