Skip to main content
Log in

Kasuistische Beiträge zur Kenntnis der Pseudologia phantastica

  • Published:
Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie

Zusammenfassung

Das in dieser Arbeit gesammelte kasuistische Material spricht dafür, daß die Pseudologia phantastica entweder als Krankheitsform sui generis oder als Syndrom im Verlauf und besonders am Beginn anderer Psychosen auftritt.

Als eigentliche Krankheitsform ist das Leiden stets angeboren und bildet eine Unterabteilung der großen Gruppe der konstitutionellen Psychopathie. Sie kann natürlich wie andere angeborene psychopathische Zustände bei im übrigen intellektuell gut oder mehr oder weniger defekt veranlagten Individuen auftreten. Besonders leicht kommt es zu den Erscheinungen der krankhaften Lügenhaftigkeit bei Leuten, die intellektuell zwar regsam sind, aber bei denen die komplizierteren Begriffe abnorm unscharf gebildet werden, z. B. bei den Verhältnisblödsinnigen im Sinne von Bleuler.—Intelligente Pseudologen werden oft Hochstapler und sind dann den gefährlichsten Schwindlern an die Seite zu stellen; sie sind aber schädlicher als diese, weil sie in den extremen Fällen als nicht zurechnungsfähig der Strafe entgehen, und weil uns andererseits Anstaltseinrichtungen fehlen, um sie dauernd und sicher zu internieren. Immerhin können die konsequente Anwendung der Bevormundungsbestimmungen und der Ausbau der sichernden Maßnahmen im Strafgesetze hier Abhilfe schaffen.

Als einleitendes Syndrom haben wir die Pseudologia phantastica in Fällen von Schizophrenie und evtl. progressiver Paralyse nachgewiesen. Natürlich ist aber auch möglich, daß ein konstitutioneller Pseudolog im Verlauf des Lebens an einer anderen Psychose erkrankt. Differentialdiagnostisch dürften nur die Fälle größere Schwierigkeiten machen, wo das Fehlen anamnestischer Angaben die Feststellung unmöglich macht, ob die Neigung zum krankhaften Lügen bis in die frühe Jugend zurückverfolgt werden kann oder ob der pathologische Prozeß erst im späteren Leben auftrat.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

References

  1. Delbrück, Die pathologische Lüge und die psychisch abnormen Schwindler. Stuttgart 1891.

  2. Jörger, Über unklares Denken und Pseudologie bei Verhältnisblödsinn. Zeitschr. f. Psychiatrie73. Berlin 1917.

  3. Alle Eigennamen sind natürlich Decknamen.

  4. Maier, Moralische Idiotie. Journ. f. Psychiatr. u. Neurol. 1908.

  5. Im Quartier der schlimmen Wirtschaften.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Wenger-Kunz, M. Kasuistische Beiträge zur Kenntnis der Pseudologia phantastica. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 53, 263–288 (1920). https://doi.org/10.1007/BF02919254

Download citation

  • Received:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF02919254

Navigation