Zusammenfassung
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1.
Die Pr\:ufung eines gr\:o\sBeren klinischen Materials f\:uhrt zu einer klarenIndikationsstellung f\:ur die per- und intertrochanteren Br\:uche. Dieallgemeine Anwendung der Nagelung oder Schraubung wirdabgelehnt, die konservative Behandlung ist die Methode der Wahl. Der Vorteil des Zeitgewinns mu\sB gegen\:uber dem erh\:ohten Operationsrisiko zur\:ucktreten. Die Operationsindikation ist nur gegeben bei prim\:ar erheblich dislozierten, nahe der Intertrochanterlinie verlaufenden Br\:uchen, bei denen bereits ein oder mehrere unblutige Repositionsversuche mi\sBlungen sind. Eine zweite Indikation ist die nachweisbar hohe Thrombose-, Pneumonie- oder Decubitusgefahr.
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2.
Bei der Operation per- und intertrochanterer Frakturen ist die Schraube dem Dreilamellennagel absolut \:uberlegen. W\:ahrend bei Schenkelhalsfrakturen beide Methoden ihre Vor- und Nachteile besitzen, so fallen hier alle Nachteile der Schraube weg. DieSchraubung wird deshalb alsMethode der Wahl betrachtet. Dabei kommt nur die femorocapitale Vereinigung, nie die femoro-pelvine, in Frage. Mehrere Fremdk\:orper sind zwecklos.
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3.
Diekn\:ocherne Heilung bereitet hier, im Gegensatz zu den Hals-frakturen, fast niemals Schwierigkeiten. Konsolidation ist in der gro\sBen Mehrzahl der F\:alle in 6\2-14 Wochen zu erreichen, und zwar mit jeder Behandhmgsart. Auch der Einflu\sB der Dislokation ist auffallend gering.
Dasfunktionelle Resultat ist sehr befriedigend. Bei den Mißerfolgen handelt es sich fast nur um Fälle, deren schlechter Allgemeinzustand eine zweckmäßge Behandlung verunmöglicht. Eigentliche Versager der Methode sind selten.
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4.
DiePauwelsschen Regeln haben bei pertroehanteren Frakturen keine praktische Bedeutung. Wohl sind auch hier meehanisch-biologische Wechselwirkungen im Sinne vonRoux anzunehmen, sie lassen sich aber nicht aus der Geometrie der Fraktur berechnen. Die \l"mechanische Konstellation\r", deren entscheidende Bedeutung f\:ur den Schenkelhalsbruch m. E. nicht zu bezweifeln ist, spielt hier praktisch keine Rolle.
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5.
Charakteristisch f\:ur die Fraktur, und wegleitend f\:ur ihre prognostische Beurteilung, sind nicht der Neigungswinkel und die Kraftresultante, sondern die Schwere der Dislokation. Auf dieser Grundlage werden 5 Gruppen unterschieden.
Literatur
Aalkjaer: angef. n. Chirurg9, 354 (dän.)
Brittain: Brit. med. J.4031, 773.
Felsenreich: Operative Behandlung der Schenkelhalsfraktur. Wien 1938.
Iselin: Entwicklungsmechanik als orthopädisches Behandlungsprinzip. Basel 1933.
Nicole: Dtsch. Z. Chir.251, 683. Übrige Literatur s. Monographie vonFelsenreich.
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Nicole, R. Die Indikation bei per- und intertrochanteren Frakturen. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 252, 112–140 (1939). https://doi.org/10.1007/BF02897095
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02897095