Zusammenfassung
Mit einer vom Verfasser ausgearbeiteten, nachGudden modifizierten Methode wurden die Veränderungen in dem Nucleus cuneatus externus (Nucleus Monakow) nach partiellen Läsionen des Kleinhirns bei dem Kaninchen und bei der Katze studiert. Es zeigte sich dabei, daß von den verschiedenen Kleinhirnlobuli hauptsächlich der Lobus anterior und der Lobulus b (die Uvula) Fasern aus diesem Kern bekommen, daneben verlaufen auch einige zum Lobulus c1 (Pyramis) besonders bei der Katze und vielleicht einige zum Lobulus a (Nodulus). Es ist sehr zweifelhaft, ob der Paraflocculus Fasern bekommt. Alle Verbindungen sind homolateral. Die Fasern zu den verschiedenen Kleinhirngebieten entspringen beim Kaninchen alle aus dem gesamten Kerngebiet, jedoch diejenigen zum Lobulus b etwas mehr aus dem caudalen Drittel, diejenigen zum Lobus anterior mehr aus den rostralen Zweidritteln, vgl. Abb. 10. Bei der Katze sind größere Gebiete des Nucleus cuneatus externus vorzugsweise aber nicht ausschließlich, mit bestimmten Abschnitten innerhalb des Endigungsgebietes der Fasern verbunden. Die Fasern zum Lobulus b und c1 entspringen hauptsächlich lateral in den caudalen Zweidritteln, diejenigen zum Lobulus 3 und 4 (Culmen) aus den mediodorsalen Abschnitten, diejenigen zum Lobus 1 und 2 (Lingula, Lob. centralis) aus den ventrolateralen Gebieten der rostralen Hälfte, vgl. Abb. 14. Das Verhalten der Fasern aus dem Nucleus cuneatus externus zum Kleinhirn zeigt eine fast vollständige Parallelität zu den spino-cerebellaren Systemen, nicht nur in bezug auf die Endigungsgebiete im Kleinhirn, sondern auch darin, daß sich keine eigentliche topographische Korrelation zwischen den Abschnitten des Kerns und den verschiedenen Endigungsbezirken im Kleinhirn nachweisen läßt. Bemerkenswert ist jedoch, daß die medialen Abschnitte des Nucleus cuneatus externus, welche nachFerraro undBarrera ihre afferenten Fasern aus den oberen Thorakal- und unteren Cervicalsegmenten erhalten, ihre efferenten Fasern vorzugsweise zu den Lobuli 3 und 4 (Culmen) schicken, demjenigen Teil des Lobus anterior, welcher in der Phylogenese die größte Entwicklung erfährt. Die Befunde sprechen gegen die Bolksche Lehre von der Lokalisation im Kleinhirn, passen aber gut mit den neueren Auffassungen von der Kleinhirnfunktion überein, nach denen besonders der Lobus anterior der Regulation von posturalen Mechanismen dient.
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Diese Untersuchungen wurden gefördert durch Beiträge aus „Det Videnskapelige Forskningsfond av 1919“ und durch eine Gabe der Rockefeller Foundation an das Anatomische Institut der Universität Oslo.
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Brodal, A. Die Verbindungen des Nucleus cuneatus externus mit dem Kleinhirn beim Kaninchen und bei der Katze. Experimentelle Untersuchungen. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 171, 167–199 (1941). https://doi.org/10.1007/BF02880536
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