Über Sehnenreflexe und die Methodik ihrer Latenzzeitbestimmung

Zusammenfassung

Der gegen die Reflexnatur der Sehnenphänomene erhobene Einwand ihrer zu kurzen Latenzzeit und zu kurzen *#x00DC;berleitungszeit durehs Rückenmark wird experimentell von neuein geprüft. Die hierbei benutzte eigene Methode zur Bestimmung der Reflexlatenzzeit wird eingehend besehriehen, die Methode zur Bestimmung der Leitungsgeschwindigkeit im motorisehen und sensiblen Nerven beim Mensehen unter Hinweis auf eigene frühere Mitteilungen kurz referiert. Die für die Überleitungszeit ermittelten Werte betrugen nur etwa 1 bis 2 Trausendstel Sekunden, sind also auffallend kürzer als die aller anderen Reflexe. Trotzdem liegt hierin kein Argument gegen die Reflextheorie. Denn es konnte (mittels der Zackenverschiebung im Elektromyogramm) nachgewiesen werden, daß der dureh elektrisehe Reizung des N. tibialis im Wadenmuskel erzeugte Vorgang ein echter spinaler Reflex ist. Da er einen Einzelimpuls darstellt, wird damit zugleich die Frage, ob das menschliche Rüekenmark Einzelimpulse auszusenden vermag, endgültig in bejahendeni Sinne entschieden. Nun ist aber der elektriscb ausgelöste Reflexvorgang mit dem bei Schlag auf die Sehne im Muskel ablaufenden nachweisbar identiseh (Übereinstimmung des Erregungsablaufes, der Latenzzeiten). Also ist auch das Sehnenphänomen ein echter Reflex. — Die kurze Überleitungszeit der Sehnenreflexe — ein weiteres Merkmal ihrer Sonderstellung — weist auf die Einfaehheit ihres zentralen Mechanismus hin. Wahrscheinlich besteht entsprechend der älteren Ansicht eine direkte Verbindung des sensiblen und motorischen Neurons durch Reflexkollateralen. Hierfür spreehen weiter: 1. die relative Unermüdbarkeit der Sehnenreflexe (P. Hoffmann), und 2. die Übereinstimmung der Latenzzeiten gleichseitiger und gekreuzter Sehnenreflexe (geprüft am Adductorenreflex). Die Eigenart der Sehnenreflexe beruht offenbar auf ihrer vereinfaehten Überleitung im Rüekenmark.