Zusammenfassung
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1.
Normalerweise findet sich kein Bilirubin im Liquor, nur beim Neugeborenen tritt meist als Folge des Icterus neonatorum, aber nur gelegentlich als Folge von Nachgeburtsblutungen gewissermaßen physiologisch Bilirubin im Liquor auf.
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2.
In pathologischen Fällen kommt es bei allen mit Ikterus verbundenen Krankheiten (Icterus catarrhalis, akute gelbe Leberatrophie, Cholelithiasis mit Choledochusverschluß, Tumoren der Gallenwege, Lebercirrhosen usw.) dann zum Übertritt von Bilirubin in den Liquor, wenn entweder das Serumbilirubin besonders hoch ansteigt oder wenn der an sich nicht allzu starke Ikterus sehr lange anhält. Durchschnittlich liegt die Schwelle bei etwa 15 mg-% (= 30 Bilirubineinheiten).
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3.
Weiterhin kann bei meningitischen Erkrankungen (Meningitis epidemica, tuberculosa usw.) Bilirubin in Spuren übertreten als Ausdruck der Schädigung der Blutliquorschranke, die vielleicht auf die Läsion spezifischer Sperrfunktionen histiocytärer Elemente zurückzuführen ist.
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4.
Als Kombination der unter 2 und 3 genannten Formen kann der Bilirubinübertritt bei der Spirochaetosis ictero-haemorrhagica angesprochen werden, bei der sowohl Ikterus wie eine gewisse meningitische Reizung besteht.
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5.
Bei Auftreten von Xanthochromie, entweder als Folge einer massiven oder capillären Blutung, oder als Folge einer Stauung bei Tumoren des Rückenmarkkanals kommt es zum Übertritt bzw. zur Bildung von Bilirubin im Liquor.
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6.
Bei alien Formen des Vorkommens von Bilirubin im Liquor handelt es sich um den nur indirekt nachweisbaren Gallenfarbstoff, wobei ein Bilirubingehalt von 0,5 mg-% (= 1 Bilirubineinheit) in der Regel nicht überschritten wird.
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Es ist mir eine angenehme Pflicht, darauf hinzuweisen, daß ein Teil der zu dieser Arbeit verwandten Fälle noch meiner Tätigkeit an der inneren Abteilung des staatlichen Krankenstiftes Zwickau (Prof.Dr. K. Eskuchen) entstammt.
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Lickint, F. Das Vorkommen von Bilirubin im Liquor cerebrospinalis. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 136, 291–298 (1931). https://doi.org/10.1007/BF02868509
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