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Das schizophrene Vorbeireden

Beitrag zum Problem des Autismus

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Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie

Zusammenfassung

Es wurden einige charakteristische Beispiele von schizophrenem Vorbeireden zusammengestellt. Aus Gründen der Zuverlässigkeit und Anschaulichkeit wurden durchweg wörtliche Äußerungen selbstbeobachteter Kranker wiedergegeben. Bestimmte Störungen des Ausdrucksregisters sind für den Schizophrenen bezeichnender als irgendein anderes Krankheitssymptom. Im schizophrenen Vorbeireden wird ein wichtiges Ausdrucksphänomen erkannt, das gegenüber dem an sich noch wichtigeren Verhalten der Kranken in Tonfall, Mimik und Gestik den Vorzug hat, daß es sich leicht fixieren und objektiv wiedergeben läßt.

Die scheinbar sehr verschiedenartigen Komponenten, die im Mechanismus des schizophrenen Vorbeiredens wirksam erscheinen, wie Gestaltungsunfähigkeit, Ausdrucksnot, Ausdrucksscheu und Isolierungstendenz haben einen gemeinsamen Mutterboden in der autistischen Grundhaltung des Schizophrenen. Man könnte daher am treffendsten von autistischem Vorbeireden sprechen. Unsere weiteren Überlegungen helfen die Ansicht verstärken, daß im Autismus (der ganz grob auch gekennzeichnet werden könnte als ein Vorherrschen der kollektivfremden, ungeformten und unformbaren Strebungen im Seelenleben) ein primäres, kein reaktives Phänomen zu sehen ist.

Es wurde ferner gezeigt, daß der Mechanismus des autistischen Vorbeiredens auch wirksam ist bei vielen schizophrenen Fehlleistungen, die als Zerfahrenheit und Denkstörung imponieren. Da, wo zunächst ein Entgleiten der Gedanken im passiven Sinne vermutet wird, ist vielleicht richtiger oft eine ungeformte autistischeAusweichtendenz anzunehmen. Die bedeutsame diagnostische Wertigkeit des Vorbeiredens der Schizophrenen würde darin begründet sein, daß hier die autistischen Tendenzen, die sich durch das gesamte schizophrene Seelenleben hindurchziehen, sich am frühesten und am besten erfaßbar verraten.

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Burkhardt, H. Das schizophrene Vorbeireden. Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 145, 99–111 (1933). https://doi.org/10.1007/BF02865865

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