Beitrag zur Histopathologie des senilen Rückenmarks

Zusammenfassung

An Hand des Materials von 21 Fällen (über 65 Jahre, größtenteils über 70 Jahre alt, innere und Geisteskrankheiten ohne spinale Komplikationen), bei denen das Rückenmark histologisch untersucht wurde, wurden die mikroskopischen Veränderungen des Rückenmarks im Senium studiert. Auf eine systematische Darstellung der Befunde wurde verzichtet, um nicht vieles zu wiederholen, was schon aus früheren Beschreibungen hervorgeht. Es wurden nur einige charakteristische Befunde hervorgehoben, die entweder bisher noch nicht bekannt oder noch umstritten waren:

Von umschriebenen Läsionen der grauen Substanz gibt es zwei Typen: nämlich herdförmige Ganglienzellausfälle, die ohne weiteres deutlich gefäßabhängig und „unsystematisch“ sind, und daneben —besonders bei hochgradiger Pigmentatrophie der Nervenzellen — eigentümliche Atrophien motorischer Vorderhornkerne, die etwa den sektorförmigen Atrophien der Olive im Senium gleichzusetzen sind, und bei denen die vasculäre Genese nicht so klar erweisbar ist. In der weißen Substanz gibt es uncharakteristische kleinere Entmarkungsherde neben einer Randentmarkung, die aber auch nicht bestimmte Systeme herausgreift. Strangdegenerationen im Sinne faseranatomischer Einheiten habe ich nicht gesehen. Ganglienzellsklerosen und Schrumpfungen der motorischen Vorderhornzellen sind im hohen Halsmark und im Brustbereich typisch, dagegen sind häufig die Segmente der Extremitätenanschwellungen frei davon. Das hängt offenbar nicht nur mit der an und für sich schon schmächtigeren Struktur der Zellen in den zuerst genannten Regionen zusammen. Die vegetativen Zellen der Seitenhörner im Thorakalbereich sind relativ resistent gegen die senile Pigmentatrophie, d. h. verglichen mit anderen vegetativen Zentren des Zentralnervensystems und mit den motorischen Vorderhornzellen.

Die Glia zeigt deutlich die für das Altern der Zelle (Rößle) charakteristische Verschiebungen in der Kern-Plasmarelation. Es wird auf besonders extreme Bilder dieser Art hingewiesen. Die Gliafaserproliferation des Seniums hat bestimmte Prädilektionsorte: 1. Vorderhörner, besonders im Randgebiet, 2. äußere Oberfläche und Umgebung des Zentralkanals, 3. ein dorsomediales Feld im Grau, besonders dieClarkesche Säule, 4. ein ventrales Feld in den Hintersträngen. Die Fasergliose ist größtenteils unabhängig vom Parenchymdefekt — „idiopathisch“ —und ist nicht ausschließlich vasculär erklärbar, sondern hängt offenbar auch mit statischen Momenten (Scholz) zusammen. Arteriosklerose wurde in keinem Fall beobachtet. Die im postembryonalen Leben zunehmende Fibröse besonders der Adventitia, der kleinen Rückenmarksgefäße, ist im Senium gesteigert.