Zusammenfassung
Aus unseren Fällen kann festgestellt werden, daßad 1. neben der Schizophrenie, die Annahme eines selbständigen Krankheitsbildes der schizoiden Reaktionen, sowohl was die Prognose als auch den Ablauf betrifft, berechtigt ist, und wir darunter einen solchen endogenen oder exogenen und in jedem Falle feststellbaren, durch aktuelle Ursachen ausgelösten, durch schizoide gespaltene Symptome charakterisierten, längere oder kürzere Zeit dauernden Krankheitsprozeß verstehen, der mit Heilung endet und als Endresultat eine Restitutio ad integrum hinterläßt.
ad 2.Die schizoiden Reaktionen können vom ätiologischen Gesichtspunkte in vier Gruppen geteilt werden: a) in die Gruppe der endokrinen, b) der psychogenen, c) der traumatischen, d) der toxischen Schizoidreaktionen.
ad 3.Die prämorbide Persönlichkeit der an schizoiden Reaktionen leidenden Individuen hat einen ausgesprochen schizothymen Charakter. Hinsichtlich des Habitus gehören sie sozusagen ausschließlich in die Leptosomgruppe Kretschmers.
ad 4.Auf die Annahmen Lienaus und Bunejeffs gestützt, können wir feststellen, daß die Neurasthenie nicht mehr als Krankheitseinheit betrachtet werden kann und daß dort, wo die neurasthenische Symptomengruppe als eine Teilerscheinung einer anderen psychischen Erkrankung nicht gewertet werden kann, wir sie als einen eigentümlichen Reaktionstypus der schizothymen Individuen betrachten müssen.
ad 5.Die Annahme von schizoiden Krisen, neben den schizoiden Reaktionen, erscheint sowohl hinsichtlich der Dauer als auch hinsichtlich des Verlaufes motiviert.
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Jablonszky, A. Über schizoide Reaktionen und Krisen. Z. f. d. g. Neur. u. Psych 119, 561–575 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02863824
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