Zusammenfassung
Die Beachtung der Lage der Zirbeldrüse stellt ein wertvolles Hilfsmittel in der Ergänzung und Erhärtung der Diagnose intrakranieller Erkrankungen dar. Da das Zustandekommen der Verschiebung an das Vorhandensein örtlicher Druck- oder Zugwirkung gebunden ist, muß das Verfahren bei allgemeiner Drucksteigerung infolge Hirnschwellung oder beim Hydrocephalus internus infolge Erkrankungen der hinteren Schädelgrube versagen. Immerhin ergeben sich drei große Gruppen von krankhaften Zuständen, in denen der Nachweis der Zirbeldrüsenververschiebung für die Diagnose entscheidende Bedeutung gewinnen kann, und zwar
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1.
in der Seitendiagnose des epiduralen Hämatoms beim bewußtlosen Verletzten oder beim subduralen Hämatom bei Fehlen anderer neurologischer Zeichen,
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2.
bei der oft schwierigen Differentialdiagnose zwischen Stirnhirn-und Kleinhirnerkrankungen, da Gewächse des Großhirns sehr häufig zu einer Verlagerung der Zirbeldrüse nach hinten, solche des Kleinhirns aber niemals zu einer Verschiebung nach vorne führen,
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3.
in der gutachtlichen Beurteilung stumpfer Schädelverletzungen, bei der der Nachweis einer Verziehung der Zirbeldrüse für das Vorhandensein eines alten organischen Quetschungsherdes im Gehirn spricht.
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Ernst, M. Die diagnostische Bedeutung der Zirbeldrüsenverlagerung bei intrakranieller Druckänderung. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 250, 224–233 (1938). https://doi.org/10.1007/BF02803276
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02803276