Zusammenfassung
In Versuchen an C-avitaminotisch ernährten Meerschweinchen konnten bei mehr als 50% Schleimhautgeschwüre des Magens nachgewiesen werden. Eine in den Vitamin-C-armen Wintermonaten angesetzte Serie yon Tieren ergab 100% erosive Veränderungen. Die Erosionen waren in der Umgebung des Pylorus lokalisiert. Es handelte sich um einheitlich angeordnete und gebaute, durchaus akut entzündliche Veränderungen. Bei längere Zeit C-hypovitaminotisch gehaltenen Tieren waren nur geringe Regenerationszeichen festzustellen. Die Erosionen müssenpeptisch, durch die Einwirkung verdauungskräftigen sauren Magensaftes, erklärt werden. Für die Möglichkeit tier peptischen Einwirkung ist die Annahme einerWiderstandsherabsetzung der Magenschleimhaut durch die C-Avitaminose erforderlich.
Aus den Versuchen kann gefolgert werden, daß eine C-Avitaminose bzw. Hypovitaminose bei der Unterhaltung eines Magengeschwürs ursächlich und neben anderen Faktoren in Betracht kommen kann. Beim chronisch magengeschwürskranken Menschen besteht sehr oft ein C-Vitamindefizit im Organismus (unzureichende Diät). Es ist dahereine hinreichende C-Vitaminmedikation beim Magenulcuskranken nicht nur angebracht, sondern nach den Versuchen auch alskausale underforderliche Therapie anzusehen. In der unmittelbaren und späteren postoperativen Periode dient sic zur Erhöhung der Regenerationskraft der Schleimhaut. Bei Magengeschwürsblutungen besteht ein gesteigerter Vitamin-C-Bedarf; eine Vitamin-C-Zufuhr wird bier neben anderen Mitteln zur Beeinflussung der hämorrhagischen Diathese wertvoll sein. - Hinweis auf die Notwendigkeit einerbiologischen Betrachtung des Magengeschwürsproblems, für das stets eine Vielheit von ursächlichen Komponenten in Betracht kommt.
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Hanke, H. Experimentelle Untersuchungen über die Rolle des C-Vitaminmangels beim Magengeschwür. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 249, 213–223 (1938). https://doi.org/10.1007/BF02801065
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