Zusammenfassung
Die retroganglionäre Durchschneidung des Trigeminus stellt offenbar einen Fortschritt in der Behandlung schwerster Trigeminusneuralgien dar. Sie erfüllt nicht alle Forderungen, die an ein ideales Verfahren gestellt werden müssen, weil außer vorübergehenden Muskelstörungen ständig Gefahren für die unempfindliche Hornhaut bestehen bleiben. Der Versuch, die Äste für die Hornhautsensibilität zu erhalten, ist indessen nicht berechtigt; denn von den erhaltenen Nervenfasern des 1. Aste können Rückfälle in unverminderter Heftigkeit ausgehen. Gegenüber der Exstirpation des GanglionGasseri zeichnet sich die retroganglionäre Durchschneidung durch die geringere Blutungsgefahr aus, weil das GanglionGasseri nur lateral und die Wand des Sinus cavernosus entweder gar nicht oder nur in einem schmalen Streifen freigelegt zu werden braucht. Der Vorteil der geringeren Blutung wird indessen hinfällig, wenn Alkoholeinspritzungen ins GanglionGasseri voraufgegangen sind. Im Gegensatz zu Amerika kommen in Deutschland nicht mit Alkoholeinspritzungen vorbehandelte Kranke kaum mehr zur Radikaloperation. Die Zahl der Kranken, die wegen schwerster Trigeminusneuralgie jeder anderen Behandlung trotzen, hat sich gegen früher nicht geändert. Es ist daher zu begrüßen, daß das radikale Verfahren zur Beseitigung der Neuralgien, die retroganglionäre Durchschneidung, eine geringe Mortalitätsziffer besitzt, und daß für diese unter den schlimmsten körperlichen Qualen leidende Gruppe von Kranken Hilfe möglich ist.
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Vortrag mit Krankenvorstellungen und Demonstrationen in der Berliner Gesellschaft für Chirurgie am 12, 11. 28.
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Heymann, E. Über die Behandlung schwerster Trigeminusneuralgien. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 216, 1–27 (1929). https://doi.org/10.1007/BF02794803
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