Untersuchungen über die Rolle der Venen bei der Weiterleitung pyämischer Prozesse

Zusammenfassung

Nach einer Darstellung der verschiedenen von einem pyogenen Herd ausgehenden Infektionswege werden die bisher vorliegenden experimentellen Untersuchungen über das Verhalten perivenöser Infektionen mit Staphylococcen, Streptococcen und Bacterium coli zur Venenwand dargestellt.

Eigene Untersuchungen wurden darüber angestellt, ob Staphylococcen und Streptococcen, die mit geeigneter Versuchsanordnung an die Außenwand peripherer Venen gebracht waren, durch die Wand der Venen ins strömende Blut gelangen können. Auch nach einer Einwirkungsdauer von 47 St. ließen sich diese Coccen niemals im strömenden Blute nachweisen, da es stets zur Venenthrombose kam.

Die zweite Frage war die, ob Giftlösungen durch die Venenwand ins strömende Blut diffundieren können. Bei Benutzung einer wässerigen Strychninlösung, die über 1 St. auf die Venenwand einwirkte, gelang es stets, die Diffusion des Giftes durch die Venenwand zu erzielen und den Übergang ins strömende Blut an der typischen Strychninwirkung zu erkennen. Wurden bei Kaninchen die abführenden Hauptvenen unterbunden, so war dadurch die Geschwindigkeit der Resorption eines in ihr Wurzelgebiet gespritzten Giftes (Strychnin) nicht zu beeinflussen.

Bei pyogenen Prozessen, die sich erfahrungsgemäß endophlebitisch oder periphlebitisch ausbreiten, wird die Frühoperation zur Feststellung des Infektionsweges gefordet. Bei endophlebitischer Ausbreitung ist frühzeitig die abführende Hauptvene zu unterbinden, bei periphlebitischer die Tamponade der großen, die Vene umgebenden Bindegewebsräume vorzunehmen.