Zusammenfassung
1. Die Entstehung der Felderung und Furchung der Magenschleimhaut ist nach Untersuchung ihrer Eigenschaften als einesekundäre undpassive Formung der ursprünglich gleichförmigen Schleimhautoberfläche aufzufassen. Die Ursache für diese Umformung ist in den Magenbewegungen zu suchen. Den Blutgefäßen der Schleimhaut, insbesondere den basalen Sammelvenen kommt ein gewisser formbildender Einfluß auf die Gestaltung der Drüsenfelder zu.
2. DerGrad der Furchung (Zahl und Tiefe der Furchen) hängt demzufolge von dem Grade der mechanischen Beanspruchung der Schleimhaut ab. Der Dehnung und Kompression der Schleimhaut bei Störungen der Magenbewegungen oder auch der Verschieblichkeit der Schleimhaut muß die Zunahme der Furchung zugeschrieben werden, welche mit einer Vergrößerung der Oberfläche, Resorptionserscheinungen, Vereinzelung und Atrophie der Drüsen, Umbau und Insuffizienz der Muscularis mucosae einhergeht.
3. So bildet sich neben dem normalen Korpus- und Canalisrelief, welche sich schon beim Fet unterscheiden, eine dritte Art von Relief, welches durch eine Vergrößerung der Epitheloberfläche charakterisiert ist, sekundär auftritt und an keine bestimmte Lokalisierung gebunden ist. Es findet sich an den Hauptdehnungsstellen der Schleimhaut (Kardia, Pylorus). In wechselndem Grade entwickelt es sich aber auch flächenförmig am Angulus, sowie herdförmig im Canalis, besonders am Antrumeingang (Schleimhautgrenze zwischen Korpus und Canalis). Seltener ist es im Magenkörper.
4. Diese neu auftretende Form des Feinreliefs der Magenschleimhaut wird als Dehnungsrelief bezeichnet. Es entwickelt sich vornehmlich längs den Furchen der Schleimhaut, besonders an den Kreuzungspunkten der Furchen. Histologisch zeigen diese Stellen den Charakter der Metaplasieinseln.
5. Somit ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Oberflächenstruktur der Schleimhaut und Störungen in der Kinetik des Magens.
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Lotzin, R. Über das feinere Magenrelief. Deutsche Zeitschrift f. Chirurgie 238, 309–329 (1932). https://doi.org/10.1007/BF02794035
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