Untersuchungen zum Voltinismus der Rotgelben Kiefern-BuschhornblattwespeNeodiprion sertifer (Geoffroy) in Südtirol und Trentino (Hym., Diprionidae)

Abstract

During an outbreak ofN. sertifer in Brentonico (on Monte Baldo, Trentino, North Italy), in altitudes of 1,400–1,600 m, surveys were made in 1996 and 1997 on the voltinism of these short-day-Diprionide, wherely over 2,000 cocoons were reared (fig. 1; tab. 1–4). Therefore L4–5 larvae ofN. sertifer from different altitudes were transferred to Denno (430 m) and to Brixen (550 m) and were reared there under outdoor conditions. These surveys were completed with further observations of populations from South Tyrol, of St. Ulrich Val Gardena (1,200 m) and italian provenances from Riolo Terme (150 m) in Brixen (fig. 2).

These comparative studies revealed a correlative connection between the time of cocoonspinning and adult emergence. They showed the following principle: the later the cocoonspinning, the earlier the adult emergence. Early spinners (e. g., May/June) emerge only late in October, while late spinners (e. g., early August) emerge as soon at the end of August. In the case of late cocoon spinning the obligatory summer cocoon diapause is so reducted, eventually—at the start of the short-day phase (with only 15 hours brightness), in early August—leading to a subitan development.

These different cocoon spinning periods cause varying flywaves, W1–W4, ofN. sertifer, similarly to other Diprionidae; this seems evident also by pheromon-trap catches (fig. 2: 3). The possible variable combinations of these fly-waves are discussed.

It is shown that voltinism and diapause behaviour ofN. sertifer are essentially conditioned by the photoperiod and correlated climatic factors. The determined low diapause rate, of just 1–2%, is connected with the southern and warmer location of the outbreak area of Brentonico (45° 45’ N). The exceptional longevity of adults, which can amount to several weeks, also plays an important role.

Zusammenfassung

Bei einem Massenauftreten vonN. sertifer in Brentonico (am Monte Baldo im Trentino, N-Italien), in 1400–1600 m Seehöhe, wurden 1996 und 1997 Untersuchungen über den Voltinismus dieser Kurztags-Diprionide durchgeführt, durch Aufzucht von über 2000 Kokons (Abb. 1; Tab. 1–4). Dazu waren L4–5 Larven vonN. sertifer aus den verschiedenen Höhenlagen nach Denno (430 m) und nach Brixen (550 m) transferiert und dort unter Freilandbedingungen aufgezogen worden. Die Untersuchungen wurden ergänzt durch Populationsbeobachtungen aus Südtirol von St. Ulrich Gröden (1200 m) sowie mittelitalienischen Herkünften aus Riolo Terme (150 m) in Brixen (Abb. 2).

Diese vergleichenden Untersuchungen ergaben bei allen Populationen einen korrelativen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Kokonbildung und dem Schlüpfen der Blattwespen. Es zeichnete sich dabei das Grundprinzip ab: je später die Kokonbildung—desto früher erfolgt das Schlüpfen der Blattwespen. Frühe Einspinner (z. B. Mai/Juni) schlüpften erst spät im Oktober, hingegen späte Einspinner (z. B. Anfang Aug.) bereits ab Ende August. Bei später Kokonbildung reduziert sich somit die obligatorische sommerliche Kokondiapause, bis sie schließlich bei Kurztagsbeginn (mit 15 Stunden Helligkeitsphase), Anfang August, zur Subitanentwicklung führt.

Durch diese unterschiedlichen Kokonbildungszeiten kommt es auch beiN. sertifer —ähnlich wie bei anderen Diprioniden—zu verschiedenen Schlüpfwellen W1–W4, die auch aus den Pheromonfallenfängen ersichtlich sind (Abb. 2: 3); die möglichen variablen Kombinationen dieser Schlüpfwellen werden diskutiert. Es wird aufgezeigt, daß der Voltinismus und das Überliegerverhalten vonN. sertifer maßgeblich durch die Photoperiode und korrelierte klimatische Faktoren bestimmt werden. Die festgestellte niedrige Überliegerrate von nur 1–2% hängt mit der südlichen und wärmeren Lage des Befallsgebietes Brentonico (45° 49’ N) zusammen. Dabei spielt auch die außergewöhnliche Langlebigkeit der Imagines, die einige Wochen betragen kann, eine wichtige Rolle.