Skip to main content
Log in

Ziele und Ergebnisse forstlicher Planung im oberbayerischen Hochgebirge

  • Abhandlungen
  • Published:
Forstwissenschaftliches Centralblatt Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

In den Wäldern des oberbayerischen Hochgebirges zeigt sich ein enormer Unterschied zwischen dem Bestandesaufbau der älteren und dem der jüngeren Bestände. Es wurde untersucht, ob diese Veränderung geplant war oder welche Gründe hierfür mafßgebend sind. Neben der Steilheit des Geländes ist für die Schutzfunktionen des Gebirgswaldes ausschlaggebend, daß etwa 400% auf sog. „Gehängeschuttbildungen” stocken. Die sehr hohen Niederschläge fallen oet in Form yon Starkregen, die Tagessummen yon 40 mm jährlich mehrmals überschreiten.

Eine Besonderheit des Waldes im Untersuchungsgebiet besteht darin, daß die natürliche Bestockung des Fichten-Buchen-Tannen-Mischwaldes nicht nur alle Schutzfunktionen am besten erfüllt, sie ergibt auch die höchste Massenleistung. Eine Änderung dieser Bestockung führt zu Gesfährdungen des Standortes und zu verringerter Massenleistung.

Seit der Mitre des vorigen Jahrhunderts wird dies klar erkannt. So heißr es z. B. im richtungweisenden Operat für Tölz vom Jahre 1852: „Die Erfahrung und der natürliche Fingerzeig, daß auch bier in diesen Gebirgswaldungen die aus Fichten-Tannen-und Buchen gemischten Bestände den Boden auf höherer Produktionskraft erhalten und den ungünstigen elementarischen und anderen nachtheiligen Einflüssen erfolgreicheren Widerstand bieten, als reine Fichtenbestände, bestimmt dazu, überall die Erhaltung, beziehungsweise die Erzielung gemischter Bestände als ersten und obersten Grundsatz gelten zu lassen ...” Seit dieser Zeit wurde die Begründung von Fichten-Buchen-Tannen-Mischbeständen immer gefordert und als Ziel der forstlichen Planung klar herausgestellt.

Das Ergebnis dieser Planung läßt sich am Anteil der Fi-Bu-Ta-Mischbesfände (je mindestens 10% Fi, Lbb, Ta) und der Fichten-Reinbestände an sämtlichen, im jeweiligen Jahr begründeten Beständen des normalen Wirtschaftswatdes ablesen. Es ergibt sich folgendes Bild: Table

Einer rapiden Abnahme des zielgerechten Mischwaldes steht eine starke Zunahme des unerwünschten Fichten-Reinbestandes gegenüber.

Es läßt sich feststellen, daß der in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufgestellten und seitdem ständig wiederholten klaren forstlichen Zielsetzung nach Begründung von Fi-Bu-Ta-Mischbeständen Ergebnisse gegenüberstehen, die dieser Zielsetzung ganz klar widersprechen.

Eine Wertung der Gründe für diese unerwünschte Entwicklung kommt zu folgendem Ergebnis:

  1. a.

    Aus den zeitgenössischen Berichten ergibt sich auf dem Großteil der Fläche der Übergang von der großflächigeren, rohen, zur kleinflächigeren und pfleglicheren Nutzung.

  2. b.

    Der zeitliche Zwischenraum eines Hiebes auf derselben Schlagfläche ist wesentlich größer geworden.

  3. c.

    Die Wegedichte war 1956 etwa dreimal so hoch als um 1860.

  4. d.

    Die Auftriebszahlen des Weideviehs sind stärker zurückgegangen als das Vieh an Gewicht zugenommen hat. Die Auftriebszeiten sind etwas kürzer, die Anzahl unbeaufsichtigter Rinder höher, der Bewegungsdrang der verstärkt aufgetriebenen Jungrinder größer. Die Schäden im Gebirgswald durch das Weidevieh haben auf dem Großteil des Untersuchungsgebietes geringfügig abgenommen, zumindest nicht zunommen.

  5. e.

    Das Rotwild steht im Gegensatz zu früher auch in der ganzen äsungsarmen Zeit im Gebirge; seine Anzahl hat auf das Vier- bis Fünffache des ursprünglichen Bestandes zugenommen.

  6. f.

    Die Bodenvegetation in den aufgelichteten Altbeständen und auf den Schtägen hat sich von einer Kraut- und Strauchflora in eine Grasflora verwandelt.

Für das Ziel der Begründung von Mischbeständen muß die kleinflächigere und pfleglichere Nutzung, der längere Zwischenraum beim Hieb am selben Ort und die bessere Erschließung mit Wegen als vorteilhaft angesehen werden. Die etwa gleichgebliebene Belastung dutch die Waldweide ist zwar nachteilig, aber auch nicht nachteiliger als in früheren Jahrhunderten. Der Verbleib des Rotwildes im Gebirgswald auch in der ganzen äsungsarmen Zeit und die starke Zunahme seines Bestandes hat dazu geführt, daß die Flora als Äsung für das Wild nicht mehr ausreicht und daß insbesondere die Strauch- und Baumflora sehr stark verbissen werden muß. Unter der früheren Kraut-und Strauchflora war der Oberboden meist mehrere Jahrzehnte für die Naturverjüngung empfangsbereit. Jetzt bildet sich rasch ein dichter Grasfilz, der das Ankommen der Naturverjüngung verhindert.

Die Ideen der Bodenreinertragslehre mögen dazu beigetragen haben, daß die negariven Auswirkungen der unerwünschten Entwicklung im Gebirgswald von den Praktikern meist nicht ausreichend beachtet und daß in Operaten und Inspektionsberichten die Ursachen für diese Entwicklung nicht eindeutiger aufgezeigt wurden.

Als entscheidend muß abet angesehen werden, daß man glaubte, diese Entwicklung mit rein forstlichen Mattnahmen - wie z. B. einer Verbesserung der Bringungsverhältnisse oder einer Verfeinerung der Verjüngungsverfahren - aufl:alten zu können. Die ständig gestiegene Bedeutung des inzwischen ausschlaggebenden Faktors der Lebensgemeinschaft des Gebirgswaldes, des enorm angewachsenen Äsungsbedarfes des Wildes und die damit verbundene Veränderung der Humusschicht und der Bodenflora wurde weitgehend unterschätzt.

In einem der nächsten Hefte erscheint ein weiterer Beitrag des Verfassers: „Überlegungen zur künfldgen Betriebsgestaltung im oberbayer. Hochgebirge”; dort werden auch die hier verwendeten Literaturquelten und die Umrechnungszahlen aufgeführt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Authors

Additional information

Auszug aus der Dissertation des Verfassers vom S.S. 1967, die an der Staatswirtsch. Fakultät der Universität München eingesehen werden kann.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Meister, G. Ziele und Ergebnisse forstlicher Planung im oberbayerischen Hochgebirge. Forstw Cbl 88, 97–130 (1969). https://doi.org/10.1007/BF02741767

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF02741767

Navigation