Zusammenfassung
Die Wälder Mitteleuropas bestanden ursprünglich zu großen Teilen aus buchenbestimmten Mischwäldern. Femelartige Verjüngungen dürften typisch gewesen sein. Im 19. Jahrhundert wurden die verbliebenen Wälder und Kahlflächen überwiegend in Nadelholzreinbestände umgewandelt. Über die heutigen Mischwaldanteile gibt es nur ungenaue Daten. Trotzdem ist der drastische Rückgang von Mischwäldern und Laubbäumen in vielen Gebieten eindeutig.
Ende des 19. Jahrhunderts und nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte man sich um Änderung dieses Trends, jedoch ohne Erfolg. Die neuerlichen Bestrebungen, wieder mehr Mischwälder aufzubauen, werden derzeit von einigen Vorgaben begünstigt. So sind Vorteile des Mischwaldes vor allem im Hinblick auf die höhere Widerstandsfähigkeit gegen Sturm und Schnee inzwischen gut belegt. Mischwaldförderung findet in der Öffentlichkeit einen breiten Konsens und wird zunehmend finanziell unterstützt. Durch die Standortserkundung und durch regionale Waldbauplanungen werden wichtige Hilfsmittel an die Hand gegeben. Auch die Absatzmöglichkeiten für Laubhölzer scheinen sich zu verbessern. Die «alten» Hinderungsgründe aber sind noch nicht beseitigt, nämlich die «Aufforstungsmentalität» vieler Waldbesitzer, die zu hohen Wildstände, der rasche Personalwechsel und damit die zu kurze Wirkungsmöglichkeit vieler Forstleute in einem Betrieb. Waldbaulich müssen konsequent gruppenweise Mischungen, eine sorgfältige Feinerschließung und rechtzeitige Pflegemaßnahmen realisiert werden, wenn die «dritte Mischwaldperiode» jetzt erfolgreicher werden soll.
Summary
The forests of Central Europe originally were largely mixed ones in which beech played a decisive role. An irregular group selection system was likely typical as far as regeneration is, concerned. In the 19th century, forests that still existed at that time, and clear cut areas were mostly turned into pure coniferous forests. There are only inaccurate data on today's proportions of mixed forests. The drastical reduction of mixed forests and hardwoods, however, is distinct in many regions.
At the end of the 19th century and after World War II it was tried to reverse this trend, yet without success. More recent efforts to establish more mixed forests again are presently favored by some presuppositions. By now, advantages of the mixed forest habe been proven quite well especially in view of its higher resistance in respect to storm and snow. Favoring the mixed forest is broadly accepted by the public, and it is increasingly subsidized financially. Site mapping and regional silvicultural planning are important helps. Hardwood timber seems to sell more readily, too. However, the “old” stumbling blocks still exist, i.e. the “afforestation mentality” of many woodland owners; deer populations which are too high; rapid personnel changes are shortening the period of time a forester may work in any one particular position. As far as silvicultural measures are concerned, group mixture, a carefully planned system of skidding roads, and well-timed precommercial thinning have to be realized if the “third mixedforest era” is to be more successful than the preceding ones.
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Huss, J. Mischwald zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Forstw Cbl 106, 114–132 (1987). https://doi.org/10.1007/BF02741141
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