Skip to main content
Log in

Der Faktor Arbeit im Forstbetrieb—ein auslaufender Posten?

The factor labour in forestry—a running out item?

  • Published:
Forstwissenschaftliches Centralblatt vereinigt mit Tharandter forstliches Jahrbuch Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

An einem forstbetrieblichen Modell, das seiner Größe nach an einer Landesforstverwaltung, seiner Zielsetzung nach jedoch subventionsfrei privatwirtschaftlich orientiert ist, werden Personalentwicklung und Personalkosten 1953 und 1993 verglichen.

Die Personalstände je ha Holzbodenfläche sind 1993 gegenüber 1953 beim Verwaltungspersonal um 35% und bei den Regiearbeiten um 90% gefallen. Gleichzeitig stiegen aber die Kosten je ha für das Verwaltungspersonal um ca. 190 DM und für die Regiearbeiter um ca. 370 DM an, eine Folge der enormen Steigerungsraten bei den Gehalts-und Lohnstundenkosten (Verwaltungspersonal: 8,3% pro Jahr, Arbeiter: 8,9% pro Jahr).

Die Beantwortung von Personalkostenprogressionen durch Personalabbau ist im nachhaltigen, subventionslosen Forstbetrieb zwingend, denn angesichts der Tatsachen, daß (a) das Rohholz die einzige wesentliche Einnahmequelle darstellt, (b) die Rohholzproduktion nicht auf Dauer wesentlich ausweitbar ist und (c) die Rohholzpreise zwischen 1953 und 1993 im Durchschnitt kaum Verschiebungen erfahren haben, blieb und bleibt ihm kein anderer Pfad des wirtschaftlichen Überlebens. Dabei folgten die Personaleinsparungen in der deutschen Forstwirtschaft bislang überwiegend dem Taylor'-schen Rationalisierungsmodell mit starken Ausdünnungen an der Basis und relativer Anreicherung des Verwaltungs-Überbaus. Dieses Modell braucht allerdings kein Endzustand zu sein, sondern läßt durch andersartige Verzahnung von Disposition und Arbeitsausführung gerade im Verwaltungssektor noch Personalabbaureserven offen.

Anders als die Forstwirtschaft konnte unsere gewerbliche Wirtschaft überzogene Lohnsteigerungen lange Zeit und in weiten Bereichen immer wieder dadurch betrieblich abfedern, daß man die Produktionen ausweitete oder/und anderweitig nicht auffangbare Lohnkostenüberhänge auf die Produktpreise überwälzte. Diese Spielräume werden heute, im Zeichen des seit der “Wende” sprunghaft liberalisierten Weltmarktes, durch die internationale Konkurrenz zunehmend eigeengt, so daß jetzt auch in der gewerblichen Wirtschaft Personalkostensteigerungen und Personalfreisetzungen immer unmittelbarer korrespondieren. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit setzt hier deutliche Signale. In diesem Szenario erscheint es an der Zeit, daß die Tarifparteien und Parlamente bei ihren lohnkostenwirksamen Entscheidungen dem bisher unverantwortbar vernachlässigten Aspekt betrieblich effizienter Beschäftigung möglichst vieler Menschen Vorrang einräumen, auch wenn dies an der eingefahrenen Hochlohnpolitik nicht spurlos vorbeigehen kann.

Summary

In German forestry, which follows the principles of private industry, the staff employed in administration has been reduced by approximately 35% and the number of workers even by 90% in the past 40 years. For employees in administration, these figures are based on a model calculation, for the workers on statistical proofs.

This reduction in personnel was the inevitable consequence of the following factual conditions:

  1. 1.

    The production of raw timber, which is the only substantial source of income in forestry, cannot be naturally extended.

  2. 2.

    Timber prices remained, nominally, almost the same from 1953 to 1993.

  3. 3.

    Between 1953 and 1993, there were enormous rises in salary per hour (by 8.3% per year) and in wage costs per hour (by 8.9% per year) for forestry staff.

  4. 4.

    Private industry enterprises cannot survive without sufficient profits. For many decades the commercial industry in Germany has succeeded in expanding production in many fields but also in passing on excessive pay increases to the prices of their products without suffering losses in sales. In this way, job situation remained fairly balanced despite high wages. After the political and economic changes this scope has been increasingly reduced due to worldwide competition on the market. As a consequence, there is now a much closer correlation between pay increases and staff reduction in commercial industries, too, as is shown very clearly in the development of unemployment.

Unions and management as well as parliament are therefore called upon to give priority to a reasonable employment policy in negotiations and decisions on wage costs, even if this will bring about changes in the old grooves of high-wage policy.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  • Anonymus, 1953: Baden-Württemberg, Forststatistisches Jahrbuch 1963, 1. Jg.

  • Derselbe, 1993: Jahresbericht 1993, Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, 41. Jg.

  • Häberle, S., 1995: Mechanisierung und Personalstruktur im Forstbetrieb, in: Mechanisierung der Waldarbeit, Formec'95, 29 Internationales Symposium vom 28. 8.-1. 9.95 in Ungarn, Tagungsbericht, Universität für Forst- und Holzwissenschaften, Sopron, S. 58–68.

  • Taylor, F. W., 1911: The Principles of Scientific Management, New York, London.

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Vortrag anläßlich der Forstlichen Hochschulwoche in Göttingen 1995.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Häberle, S. Der Faktor Arbeit im Forstbetrieb—ein auslaufender Posten?. Forstw Cbl 115, 108–117 (1996). https://doi.org/10.1007/BF02738590

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF02738590

Navigation