Skip to main content
Log in

Notiz über die Linsenentbindung bei der modificirten Linearextraction und vereinzelte Bemerkungen über das Verfahren

  • Published:
Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  1. Die Form des Instrumentes ist übrigens ziemlich gleichgültig; nur auf eine starke und gleichmässig zugerundete Convexität des Rückens ist Gewicht zu legen, damit nicht beim Aufwärtsschieben längs der äusseren Hornhautfläche oder beim Rotiren die Epithelialfläche insultirt werde. Auch die Höhlung resp. die ganze löffelartige Form wäre entbehrlich und ein solides cylinderartiges Instrument für die quasi walzende Bewegung brauchbar, wenn wir nicht einmal an die Führung solcher löffelartiger Instrumentc gewöhnt wären, die uns übrigens jedenfalls nach weit vorgerücktem Staaraustritt eine angenehme Hülfe zur Unterstützung des Staarrandes und Entfernung des Staars aus dem Auge gewähren.—Auf die Anfertigung aus Caoutchouc statt aus Metall ist gewiss kein übertriebenes Gewicht zu legen, doch ist die Berührung des Auges mit jener Substanz eine weniger empfindliche, was vielleicht bei dem längeren engen Contact des Instrumentes mit der Hornhautoberfläche nicht ganz gleichgültig ist. Das leichte Federn des Instrumentes, welches allerdings etwas Ungewohntes ist, sichert gerade, wenn wir uns einigermassen daran gewöhnt, dem Manoeuvre seine Zartheit.

  2. Die Leichtigkeit der nachträglichen Rindenentleerung mittelbar durch die Lider hängt ab von der Reproduction des Kammerwassers, durch dessen wenn auch spurenweise Ansammlung die Rindenmassen die nöthige Verschiebbarkeit erhalten. Ist das Auge verhältnissmässig gespannt, so kommt es—was auch mit der langsamen Restitution des Kammerraums unter diesen Umständen zusammenhängt—nicht so rasch zur Transsudation von Humor aqueus; die etwa zurückgelassene Rinde erhält keine Verschiebbarkeit und liegt zwischen der angespannten hinteren Kapsel und der Cornea wie eingeklemmt. Von den hieraus hervorgehenden Schwierigkeiten für die nachträgliche Entleerung wird sich ein jeder Operateur, der auf die grossen Differenzen des Augendrucks nach abgeflossenem Kammerwasser achtet, leicht Rechenschaft geben. (Diese Differenzen lassen sich, beiläufig gesagt, aus den Spannungsprüfungen vor der Operation keineswegs präcise voraussagen und bedürfen, da sie für manche Momente der Heilung höchst wichtig sind, noch eingehender Studien.) Ist der Augendruck, wie häufig, nach Abfluss des Kammerwassers fast Null oder negativ (collapsus corneae), so stellt sich augenblicklich ein Theil des Humor aqueus wieder her und bedingt jene für die nachträgliche Rindenentleerung so hülfreiche Verschiebbarkeit.

  3. Bleibt der Prolapsus gänzlich aus, und will man nicht unnöthigerweise mit der Pincette eingehen; so rathe ich nach dem ersten Act ein angefeuchtetes weiches Schwämmchen sanft über das Auge zu streichen, wodurch die gerade für den Zweck ausreichende Muskelcontraction ausgelöst wird.

  4. Dass der Vergleich des Operationsverlaufs an beiden Augen desselben Individuums nur die allervorsichtigsten Schlüsse gestattet, ist zur Genüge bekannt. Beobachten wir doch häufig genug, dass der Lappenschnitt, wenn er auf dem einen Auge zum Ruin geführt, auf dem anderen ein vortreffliches Resultat liefert. Dass die Prognose für das zweiterkrankte Auge (hinsichtlich der Lappenextraction) caetiris paribus besser ist, habe ich bereits früher zu begründen gesucht u. s. w. Es darf uns hiernach ein einzelner Fall—aus dem man unter Umständen auch die Vorzüge der Reclination vor der Extraction deduciren könnte—nicht einmal in die Stimmung zum Schlussfolgern, wenn ich mich so ausdrücken darf, versetzen. Dagegen würden wir durch die Multiplication solcher Parallelen, unter Abwechselung aller sonstigen Umstände schliesslich einen werthvollen Beitrag zum Beurtheilungsmaterial erhalten. Ich gestehe, dass meine individuelle Ueberzeugung von den Vortheilen der Linearextraction vor der Lappenextraction zu festgestellt ist, als dass ich mich entschliessen könnte, derartige comparative Versuche in grossen Reihen anzustellen, aber die gewöhnliche Praxis eröffnet uns unwillkürlich die einschlägigen Gesichtspunkte. So operirte ich in mehr als vierzig Fällen, in welchen auf einer Seite früher mit Unglück Lappenextraction verrichtet (darunter achtmal von mir), das zweite Auge mittelst modificirter Linearextraction: nur eins von diesen Augen ging zu Grunde, während zweimal ein halbes, in allen übrigen ein volles Resultat erreicht wurde. Auch in neun Fällen, in welchen ich vor Jahren mit bestem Erfolge (achtmal mit Erhaltung völlig runder Pupille) die Lappenextraction verrichtet, entschloss ich mich, anfänglich mit Zaudern, das zweite Auge durch Linearschnitt zu operiren: nicht allein, dass alle neun Patienten ein volles Resultat erhielten, sondern sie versicherten mich, als ich sie nach längerer Frist um einen Ausspruch ersuchte, Alle mit Ausnahme eines Einzigen, dass, wenn sie ein drittes Auge zu vergeben hätten, sie die Linearextraction wählen würden. Die Vorliebe wurde besonders durch die geringere Mühseligkeit der Nachbehandlung motivirt. Die Differenzen der Sehschärfe zwischen beiden Augen waren gering und fielen bei der Mehrzahl (wegen des günstigeren Verhaltens der Kapsel) zu Gunsten der Linearextraction aus. Der Eine, welcher sich lieber einer Lappenextraction hätte unterwerfen wollen, motivirte seinen Ausspruch durch die grössere Blendung (trotz etwas besserer Sehschärfe), die er auf dem zweitoperirten Auge empfand.

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

v. Graefe, A. Notiz über die Linsenentbindung bei der modificirten Linearextraction und vereinzelte Bemerkungen über das Verfahren. Archiv für Opthalmologie 13, 549–566 (1867). https://doi.org/10.1007/BF02720714

Download citation

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF02720714

Navigation