Zur Frage der Superinfektion bei Lymphogranuloma inguinale

Zusammenfassung

Sonck hat folgenden Partnerfall gesehen: Eine 1894 geborene ehemalige Prostituierte, vor 14 Jahren an mäßigen periproktitischen Beschwerden erkrankt (die lymphogranulomatöse Ätiologie der chronischen Periproktitis schon im Herbst 1936 durch positive Freireaktion bestätigt), lebt seit 10 Jahren mit einem Partner zusammen. Nie Bubonen gehabt. Als die Frau Mitte Januar 1937 mit einer frischen, eiternden Incisionsfistel im Perineum aus dem Krankenhaus entlassen wurde, erkrankte der Partner kaum 3 Monate später an L. i. Etwa 2–3 Wochen nach der Erkrankung des Mannes erkrankte die Frau plötzlich unter hohem Fieber und bekam einen beinahe faustgroßen Bubo inguinalis, aus dem gutes Freiantigen hergestellt wurde. Etwa 4 Monate später trat bei ihre eine akute Verschlimmerung der Mastdarmbeschwerden auf, mit ausgebreiteter heftiger Proktitis, die dringend zum Anlegen eines Anus praeternaturalis zwang.

Das nach jahrelangem Bestehen der Krankheit plötzlich auftretende inguinale Krankheitsbild läßt an eine Superinfektion denken.Sonck vermutet, daß das ziemlich avirulente Virus der Perinealfistel durch Wechsel des Krankheitsträgers vielleicht eine Virulenzsteigerung erfahren hätte, und dadurch imstande wäre, die vermutlich recht schwach immune Frau aufs neue anzugreifen.